Wie verändert Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt?

Dr. Yasemin Tahris | 22.08.2024 | 3 Minuten Lesezeit

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Quelle: flowit

Ist es möglich, dass Künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial dazu hat, die Arbeitswelt menschlicher zu gestalten? Diese Frage beschäftigt mich zutiefst, denn ich höre immer wieder Stimmen, die KI sehr negativ sehen. Arbeitsplätze könnten verschwinden, Menschen könnten weniger miteinander kommunizieren, und das Menschliche könnte
verloren gehen – das sind die oft geäußerten Ängste. Versteht mich nicht falsch, KI birgt Risiken und wie jede andere Technologie kann sie sowohl für gute als auch für schlechte Zwecke genutzt werden. Aber ist die Arbeitswelt, in der wir uns derzeit befinden, wirklich so menschlich?

Unsere Arbeitswelt ist stark industrialisiert, und unsere innere Haltung, die uns seit der Schulzeit antrainiert wurde, ist, dass wir für Belohnung arbeiten. Wir streben nach guten Noten oder Belohnungen – später nach Lohn. Dieser Lohn dient dazu, dass wir uns selbst verwirklichen können. Tayloristisch betrachtet, gibt es eine Trennung zwischen Kopf und
Hand, Wissen und Tun. Wir belohnen ausreichend und halten uns ruhig, dann funktionieren die Mitarbeitenden für die faire extrinsische Belohnung, die wir ihnen bieten. Marie Curie, eine der bekanntesten Forscherinnen der Geschichte, sagte: „Man braucht im Leben nichts zu fürchten, man muss es nur verstehen. Jetzt ist es an der Zeit, mehr zu
verstehen, damit wir weniger fürchten.“ Dieses Zitat einer starken und intelligenten Frau hat mich in meiner Kindheit geprägt und inspiriert mich bis heute.

Ich höre derzeit viele Reaktionen, die Chatbots wie GPT-4 dafür kritisieren, was sie noch nicht können, und dabei übersehen, was sie bereits alles leisten können. Das ist übrigens ein psychologisches Phänomen: Wir Menschen neigen dazu, andere abzuwerten, um uns selbst besser und im Selbstwert erhöht zu fühlen. Dasselbe tun wir natürlich auch mit
Technologien, die uns in unserem Selbstwert bedrohen könnten. Das ist normal, und jeder von uns kennt diese Gedanken. Aber sie helfen uns nicht bei unserer Weiterentwicklung. GPT-4 ist ein Machine Learning System, das darauf trainiert wurde, Gespräche zu führen.

Es hat Milliarden und Abermilliarden von Textschnipseln durchlaufen, um zu lernen, welches Wort wann wahrscheinlich kommt. Genial, oder? Ich bin überzeugt, dass neue Technologien und KI das Potenzial haben, unsere Arbeitswelt
viel menschlicher zu machen. Sie können uns von höchst unmenschlichen Arbeiten entlasten und uns Aufgaben überlassen, die Vernetzung, Kreativität und menschliches Schaffen erfordern. Neue Technologien können zudem Menschen eine Stimme geben, die vorher nie gehört wurden. Pulsbefragungen können in vielen Sprachen durchgeführt werden, auch mündlich, und fühlen sich an wie ein Chat. Dadurch werden Menschen sichtbar und gehört. Es wird in Echtzeit mit den Daten gearbeitet, was einen enormen Mehrwert für Organisationen darstellt. Menschen werden im Alltag begleitet, Führungskräfte
lernen, richtig Feedback zu geben und sich auf Mitarbeitergespräche auf Augenhöhe
vorzubereiten.

Genau hier setzen innovative Lösungen wie FLOWIT an – ein auf KI-basierender digitaler Coach, der Themen wie Mitarbeitergespräche, Pulsbefragungen oder auch das Talentmanagement neu denkt. Durch die Verbindung von psychologischem Wissen und KI werden wirklich alle Menschen im Unternehmen begleitet und gehört. Das motiviert uns,
tagtäglich unser Bestes zu geben – für eine Welt, in der die Stärken jedes Einzelnen im Unternehmen gesehen und gefördert werden.

Als Gesellschaft müssen wir uns rasch überlegen, wie wir uns auf die neuen Entwicklungen der KI vorbereiten und welche Auswirkungen das auf uns hat. Wir sollten Risiken einschätzen und minimieren sowie Chancen nutzen – aktiv mitgestalten, gültige Richtlinien entwickeln und interdisziplinär zusammenarbeiten. Nur so können wir sicherstellen, dass die Arbeitswelt von morgen nicht nur effizienter, sondern auch menschlicher wird.

 

Über die Autorin

Portrait von Yasemin Tahris

Dr. Yasemin Tahris

Dr. Yasemin Tahris ist Mitbegründerin der FLOWIT AG, einem preisgekrönten, KI-basierten Coach für Mitarbeiterentwicklung und -bindung, der auch Non-Desktop-Mitarbeitende erreicht. Neben ihrer Arbeit bei FLOWIT AG hat Yasemin Tahris in der strategischen Führung mittelständischer Unternehmen und als Dozentin für Arbeits- und Organisationspsychologie gearbeitet.