„Wir können somit HR-Themen greifbar im Business implementieren.“ Interview mit Jessica Abbe
29.06.2023 | Zukunft Personal
Um die Sache mit der Innovation und wie Menschen sie treiben, besser zu verstehen, haben wir für Euch mit Head of Agile and Team Coaching Jessica Abbe gesprochen. Darüber, wie Transformation geht und wie sie weitergehen kann. Jessica denkt Dinge anders und macht Dinge neu im Bereich Learning Organization bei Siemens, Digital Industries, Factory Automation.
Text und Interview: Regina Feiner und Frank Alexander
Jessica, Du bist Head of Agile and Team Coaching bei Siemens in Erlangen. Was genau dürfen wir uns darunter vorstellen?
Jessica: Ich habe ganz verschiedene Aufgaben und Rollen. Zum einen führe ich disziplinarisch ein Team. Zum anderen wirke ich selbst als systemischer Berater, Mediator und Coach in diversen Projekten und beim internen Kunden. Zusätzlich verantworte ich als Product Owner einen Bereich in Bezug auf Coachingthemen, um diesen mit unseren Dienstleistungen bestmöglich versorgen zu können.
Wie lange gibt es Deine Unit schon und was war die Intention hinter der Gründung?
Jessica: Uns gibt es als Einheit seit Oktober 2020. Idee war es, alle Organisationsentwickler, agilen Coaches, systemischen Coaches, Trainer und Berater aus unterschiedlichen Abteilungen zu einer gemeinsamen Abteilung zusammenzuführen. Um dort geballtes Wissen aufzubauen und so den Kunden bestmöglich ein breites Portfolio anbieten zu können. Außerdem wollen wir mit diesem Set-up das gemeinsame Lernen fördern und die Kompetenzentwicklung der Coaches und Berater:innen zentraler gestalten. Somit fungieren wir als eine Art Kompetenzcenter für unsere Kunden.
Würdest Du sagen, dass Deine Unit klassische HR-Themen im Aufgabenfeld abbildet?
Jessica: Das Tolle an unserem Bereich ist, dass wir ein sehr breites Portfolio haben. Es deckt Themen aus dem HR-Bereich und Themen aus den Bereichen Change Management, Organisations- und Strategieentwicklung ab. Dennoch sind wir im Business aufgehängt. Beispielsweise arbeiten wir daran, Talente, Leistungen und Potenziale weiterzuentwickeln. Das machen wir im 1:1 Coaching. Wir bieten aber auch ganze Teamentwicklung an, wo wir das Team durch alle Phasen begleiten, es trainieren und beraten. Teilweise streifen wir zudem das Gebiet der Sozialberatung. Wenn es etwa darum geht, ganz konkret bei Konflikten zu unterstützen oder Führungskräfte bei ihren Führungsthemen zu beraten. Wir können somit HR-Themen greifbar im Business implementieren und sie anfassbar für unsere Kolleg:innen machen. Das ist immer wieder spannend.
Du bist Wirtschaftspsychologin. Was ist die Idee dahinter? Menschen mit einem anderen Profil in die People-Themen zu holen, die kreative und unabhängige Lösungsansätze einbringen?
Jessica: Als Wirtschaftspsychologin verstehe ich mich als eine Person, die dabei unterstützt, das persönliche Potenzial des Einzelnen zu entfalten. Außerdem helfe ich, die Organisation zu befähigen, nachhaltig zu wachsen. Ich versuche daher, mit meiner Arbeit einen Nutzen für das Unternehmen und für den Menschen zu stiften und beides in Einklang zu bringen. Wichtig ist dabei, an der Kultur zu arbeiten. Am Verhalten der Mitarbeiter:innen und Führungskräfte. Und parallel auch konkret die Erdung im täglichen Doing hinzubekommen. Denn sonst würden die People-Themen ohne Wirkung neben den täglichen Aufgaben stehen und unsere Mitarbeiter:innen keinen großen Nutzen daraus ziehen. Gelingt es aber, Persönlichkeitsentfaltung, Organisationsentwicklung und Lernen miteinander zu verbinden, dann bekommen auch die People-Themen wieder mehr Relevanz und Bedeutung und die verschiedenen Kunden sind bereit, dafür Zeit und Geld zu investieren.
Ihr siedelt mit Eurer Unit People-Management um. Nämlich dahin, wo die Arbeit passiert – zu den operativen Teams. Wie reagieren dort die Menschen auf die neue Herangehensweise?
Jessica: Viele von unseren Kunden suchen Orientierung und Unterstützung bei ihren täglichen Herausforderungen. Manche wissen auch nur, wovon sie wegwollen. Sie haben aber noch keine direkte Vorstellung von dem, was sie eigentlich konkret brauchen. Wenn wir es also schaffen, mit einem ganzheitlichen Konzept unseren Kunden nicht nur zu beraten, sondern bei der Umsetzung zu begleiten, fühlen sie sich unterstützt. Dann sind sie auch offen dafür, an diversen internen Baustellen zu arbeiten. Deshalb freut es mich persönlich immer, wenn wir die Wirksamkeit unserer Arbeit nicht nur bei den Teams und einzelnen Rollen wie Scrum Mastern oder Product Ownern sehen. Sondern auch den Heads helfen, selber als Organisationsentwickler und People Coach ihre eigene Einheit weiterzuentwickeln. Und wie immer bei Change-Themen: Nicht alle sind sofort bereit. Manche sind zögerlich und wollen warten, manche sind mutig und beginnen sofort die Reise mit uns.
Wenn sich Rahmenbedingungen ständig verändern, braucht es einen übergeordneten Blick auf das Unternehmen und seine Ziele. Ist das Euer Ansatz? Sich um Menschen kümmern und gleichzeitig die Strukturen für Engagement und Innovation schaffen?
Jessica: Wir versuchen mit Blick auf eine ganzheitliche Organisationsperspektive an verschiedenen Stellschrauben zu wirken. Meist beginnt es mit Strategiearbeit, um überhaupt die Vision der Einheit, des Teams herauszuarbeiten. Als Nächstes schauen wir uns People-Themen an, wie zum Beispiel Empowerment, Rollen und Aufgaben und das Zusammenspiel im Team. Dann geht es zum Thema Führung und Kultur, wie diese gelebt und verstanden werden. Auch Prozesse und Verantwortung werden durchleuchtet und falls nötig angepasst. Schließlich muss eine Ableitung aus all diesen Erkenntnissen mit konkreten Zielen entstehen. An denen sich die Mitarbeiter:innen ausrichten können. Und in denen sie ihren Sinn für ihre tägliche Arbeit finden.
Zum Schluss noch zu Dir persönlich: Was gefällt Dir besonders an deiner Aufgabe?
Jessica: Jeder Tag ist anders. Jeder Kunde hat seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Es wird nie langweilig und ich kann persönlich sehr viel gestalten, inspirieren und eine Organisation und Menschen sich weiterentwickeln sehen. Das motiviert mich immer wieder aufs Neue und daraus ziehe ich meine Kraft.
Vielen Dank, Jessica. So viel schon vorweg: Du wirst uns hier die nächsten Monate zu Deinem Fokusthema begleiten. Wir freuen uns auf Deine Insights!
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