Von der Suche nach dem Glück und wie wir es finden – Interview mit Glücksministerin Gina Schöler | Teil 1
12.02.2020 | Gina Schöler
Gina Schöler hat ihr Leben voll und ganz dem Glück verschrieben. Im Interview erzählt die Glücksministerin von ihrer Mission Glück sichtbar und erlebbar zu machen und wie jeder selbst sein eigenes Glück finden kann.
Liebe Frau Schöler – oder besser: Frau Ministerin, Sie haben das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ gegründet. Erzählen Sie doch bitte kurz, wie es dazu kam.
Wie so oft, bei solchen Geschichten, wollte ich ursprünglich in eine völlig andere Richtung gehen: Ich habe Kommunikationsdesign studiert und meinen Master in Kampagnenmanagement bzw. Markenbildung absolviert. Unverhofft legte das Studium dann doch den Grundstein meiner heutigen Tätigkeit, denn durch eine Semesteraufgabe, die Entwicklung einer Kampagne zum Thema „Wertewandel in der Gesellschaft“, habe ich mich bereits damals mit vielen Fragen beschäftigt, die auch heute Teil meiner Arbeit sind: Wie können wir dafür sorgen, dass sich die Gesellschaft zu einem besseren wandelt? Was, außer wirtschaftlichem Wachstum, trägt noch zum Glück bei? Weshalb tun wir Dinge? Damit es uns, der Umwelt und den Menschen gut geht?
Aus dem anfänglichen Uniprojekt heraus, ist dann mein heutiges Ministerium entstanden. Schon früh stieß mein Projekt auf großes öffentliches Interesse. Über Crowdfunding konnte ich zum Beispiel meine Masterthesis finanzieren. Da ich mich so sehr in diese Themen der Gesundheit, Nachhaltigkeit und das soziale gesunde Miteinander verliebt hatte, stand zu diesem Zeitpunkt schon für mich fest: Ich möchte nichts anderes mehr tun. Und all diese Themen fördern. Und so kam es schließlich zu meiner Selbstständigkeit. Auch heute bekomme ich hauptsächlich positive Reaktionen, auch von Seiten der Politik.
Nun nennen Sie sich ja „Glücksministerin“ – welche „Agenda“ verfolgen Sie mit Ihrem Ministerium, was möchten Sie erreichen?
Das Glücksministerium ist wohl das erste und einzige Ministerium, das sich nicht an Agenden halten muss. Ich kann also meinen Ideen freien Lauf lassen, quasi meine eigene kreative Kampagne leben, voller Dynamik und ultra agil. Ich verstehe mich als Impulsgeberin und Türöffnerin, um das Thema Glück gesellschaftlich bekannter und relevanter zu machen, auf bspw. den Gesundheitsbereich im Unternehmen oder ein wertvolles Miteinander in der Nachbarschaft aufmerksam zu machen. Oder kurz gesagt: Als Glücksministerin möchte ich für jeden Glück sichtbar und erlebbar machen – Denn Glück lässt sich aktiv gestalten.
Auf welche Erfolge können Sie mit Ihrem Glücksministerium bisher zurückblicken?
Es ist toll, dass ich inzwischen ernst genommen werde. So erhalte ich immer mehr Zuspruch und überaus positives Feedback. Ich konnte mir ein großartiges Netzwerk von Gleichdenkenden aufbauen, was natürlich ein sehr schönes Gefühl ist. Erst letztes Jahr habe ich, z.B. eine Einladung zur internationalen OECD Konferenz zum Thema „Wohlstandsindikatoren als politische Instanz etablieren“ / „Putting wellbeing metrics into policiy action“ erhalten. Hier durfte ich als einzige deutsche Rednerin auftreten. Das war eine große Ehre für mich, denn das Thema Glück wird momentan nicht auf der politischen Agenda gelebt. Zwar sind viele Länder in diesem Bereich aktiv, Deutschland jedoch nicht. Ein weiterer toller Moment war natürlich die Veröffentlichung meines Buches.
"Für Glück gibt es kein Rezept." - Glücksministerin Gina Schöler
Was ist denn eigentlich „Glück“, woran lässt es sich fest machen?
Für Glück gibt es kein Rezept. Ich definiere es daher ungern. Jeder selbst muss seine eigene Antwort darauf finden, da Glück eine sehr individuelle Angelegenheit ist. Für mich bedeutet es in Verbundenheit zu leben – mit mir und meinen Bedürfnissen, Wertschätzung und auch Dankbarkeit. Aber auch negative Themen gehören dazu: Glück stellt für mich die Bandbreite an Emotionen dar und es ist wichtig, auch alle Emotionen zu zulassen.
Ist Glück nicht auch etwas sehr Vergängliches, weil sich unsere Vorstellung davon schnell ändert? Worin unterscheiden sich beispielsweise „Glück“ und „Zufriedenheit“?
Das eine zahlt auf das andere ein. Kurze Glücksmomente sind in der Tat vergänglich. Wenn es mir aber gelingt, sie aufrecht zu erhalten, und zu einer Art inneren Haltung werden zu lassen, werde ich zu einem grundglücklichen, zufriedenen Menschen, denn meine Perspektive auf das Leben ist dann grundsätzlich positiv – auch wenn ich nicht in jeder Situation immer glücklich sein kann.
"Kurze Glücksmomente sind in der Tat vergänglich. Wenn es mir gelingt, sie aufrecht zu erhalten, werde ich zu einem grundglücklichen, zufriedenen Menschen. Meine Perspektive auf das Leben ist dann grundsätzlich positiv." - Glücksministerin Gina Schöler
Was sich in Deutschland ändern müsste, damit wir mehr Glück erfahren, was wir von anderen Ländern dabei lernen können und wie wir Glück in unserem beruflichen Alltag finden, erfahren Sie im zweiten Teil des Interviews. Bleiben Sie neugierig!