Nein! – Kleines Wort mit großer Wirkung: Wie wir gesunde Grenzen setzen und für uns einstehen
01.08.3023 | Gina Schöler
Nein zu sagen ist nicht leicht. Doch warum ist das so und wie kann es gelingen, für sich selbst einzustehen und Grenzen zu setzen? Wie eine Not-to-do-Liste, das Jomo-Phänomen und eine Portion Wertschätzung gemischt mit gesundem Egoismus euch dabei helfen können, unsere Zufriedenheit zu steigern, das erfahrt Ihr in der heutigen Kolumne “Frohes Schaffen”.
Heute geht es um vier Buchstaben, die unsere Zufriedenheit steigern könnten:
N E I N
Mit nur einer Silbe ist es recht kurz und dennoch ist es ein Wort, das uns häufig nur sehr schwer über die Lippen kommt. Ihr kennt diese Situationen vielleicht auch: Freunde, die um Hilfe bitten, Kollegen, die Aufgaben abtreten möchten oder Ihr habt Verabredungen oder Einladungen, für die man eigentlich keine Energie oder Lust hat.
Die Sorge vor negativen Reaktionen oder Bewertungen, einem schlechten Ruf oder Konflikten im Generellen hindern uns oft daran, auch einmal Nein zu sagen und uns abzugrenzen.
Warum fällt es uns eigentlich so schwer, Nein zu sagen?
Das Nein sagen fällt uns so schwer, weil wir noch ein Steinzeit-Gehirn in uns tragen, das denkt: Um zu überleben, sind wir auf andere Menschen angewiesen. Deswegen werden soziale Reize wahrgenommen und unbewusst nach Bedrohungen “gescannt”. So hat allein die Erwartung von negativen Reaktionen anderer einen Einfluss darauf, was wir denken und wie wir uns verhalten.
Nun haben wir aber alle nur 24 Stunden am Tag und auch nur begrenzte emotionale Kräfte. Wie gelingt es denn, Nein zu sagen, ohne anderen dabei auf den Schlips zu treten?
Zuerst einmal müssen wir uns klar machen, dass auch Nein sagen zu können und die damit verbundene Ehrlichkeit Vertrauen zeigt und unsere sozialen Beziehungen sogar verbessert! Und diese Beziehungen sind einer der größten Bausteine für unser persönliches Glück, daher sollten wir uns gut um diese kümmern.
Ein gutes Nein ist Wertschätzung gepaart mit gesundem Egoismus: Es bedeutet nicht, jegliche Verantwortung von uns zu schieben, sondern offene Kommunikation und gesunde Selbstfürsorge, was letztlich ein Win-Win für alle sein kann.
Und wie genau kann dieses wertschätzende Nein dann lauten?
Wenn ich zum Beispiel eine Einladung erhalte, die ich nicht annehmen möchte, könnte ich sagen:
„Danke, dass du mich fragst, aber ich möchte nicht kommen.“
„Ich möchte ehrlich zu dir sein und an dieser Stelle ablehnen.“
„Mir ist es wichtig, dass du Unterstützung in dieser schwierigen Zeit bekommst, aber ich kann (oder will) das gerade nicht leisten.“
„Ehrlicherweise möchte ich das nicht.“
Letztlich muss sich da jede:r selbst dran tasten, was sich gut anfühlt. Anfangs kann es helfen, noch eine Begründung anzuhängen oder auch ein Körpergefühl, das gerade in einem ausgelöst wird, so z.B.:
„Es fällt mir schwer, das jetzt zu sagen und ich merke, wie mein Herz schneller schlägt, aber ich habe mir vorgenommen, besser auf meine Ressourcen zu achten und möchte daher dieses Mal lieber absagen.“
Oder wie wäre es mit einer Not-to-do-Liste? Nehmt euch Zeit, reflektiert und findet heraus: Was will ich? Und was will ich nicht? Auf die kann man wunderbar verweisen, wenn auf das eigene Nein eine Rechtfertigung gefordert wird.
Vertraut auf euer Bauchgefühl und wenn Ihr euch einmal nicht sicher seid, bittet um etwas Bedenkzeit.
Probiert es aus und fangt ruhig klein an, denn: Nein sagen kann man lernen.