Frohes Schaffen: Hilft hartnäckiges Träumen? Wie wir die Gesellschaft von morgen ausgestalten.

25.05.2020 | Gina Schöler

Gina Schöler über die Gesellschaft von morgen
Quelle: Pexels.com

In welcher Welt leben wir eigentlich?

Die heutige Welt ist geprägt von hoher Komplexität, permanentem Wandel und Digitalisierung. Alles geht immer schneller. Wir wollen immer mehr. Und zwar sofort. Aber dabei möchten wir uns auch nicht festlegen, sondern immer noch eine weitere Tür offen halten. Wir sind umgeben von unendlichen Möglichkeiten. Vielleicht lauert hinter der nächsten Ecke – nur einen Klick entfernt – ja noch eine bessere Option, eine echte Chance, das große Glück? Weshalb sich also fest zu einem Thema, einem Beruf oder einem Partner bekennen? Es könnte doch noch so viel Besseres auf uns warten. Und während wir damit beschäftigt sind, alle Sinne immer auf Empfang zu haben, um ja nichts zu verpassen, merken wir gar nicht – oder zu spät –, dass uns genau dieses Verhalten auslaugt, stresst oder manchmal gar krank und unglücklich macht.

Mit komplexen Themen, sich ständig wandelnden Anforderungen und dem digitalen Fortschritt umzugehen birgt Herausforderungen, im privaten wie im beruflichen Umfeld. Die Vielzahl an neuen Informationen, die uns online wie offline im Alltag begegnen, versetzt uns nicht selten in Stress. Obwohl geologisch unmöglich, haben wir das Gefühl, dass sich die Welt immer schneller dreht. Wie können wir da noch mithalten? Indem wir nicht Opfer, sondern Gestalter des Wandels werden.

Wie können wir Herausforderungen begegnen?

Eine meiner persönlichen Definitionen von Glück lautet:

„Glück ist Veränderung. Alles ist im Wandel, im Fluss. Glück besteht darin, dies anzunehmen und im Positiven für sich zu nutzen. Dies bedeutet auch, Chancen zu erkennen und mutig genug zu sein, sie wahrzunehmen.“

Veränderungen wandeln unsere Gesellschaft, bestimmen die Art wie wir leben. Häufig machen sie uns auch Angst, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt. Unsere Gesellschaft ist meiner Meinung nach heute schon sehr zukunftsfähig – wir dürfen nur lernen, dass wir keine Angst vor dem Neuen haben brauchen und Vertrauen darin entwickeln, dass wir aktuelle und auch kommende Herausforderungen meistern und proaktiv (mit)gestalten werden. Dabei spielt der Wir-Gedanke eine große Rolle: Die Digitalisierung hat ihren Teil dazu beigetragen, dass wir heute alle miteinander verbunden sind und uns vernetzen können. Der Gedanke daran, dass wir nicht alleine sind, stärkt uns ungemein. Durch diese weltweite Verbindung entsteht eine unvorstellbare Reichweite, die wir dazu nutzen können, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und ein positives Zukunftsbild zu kreieren. Also lautet die Devise: Ellenbogen einfahren und wieder mehr im Wir und weniger im Ich zu denken. Kooperation und Kollaboration lauten die Zauberwörter, um eine sozial nachhaltige und zukunftsorientierte Gesellschaft zu ermöglichen.

Neben dem gemeinschaftlichen Handeln, kann auch jeder einzelne von uns seinen Teil zum Kreationsprozess von Morgen beitragen: “Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!”. Dieses Zitat von Mahatma Gandhi ist zeitgemäßer denn je! Jeder von uns kann mit kleinen Taten die Zukunft von morgen gestalten. Möchtet ihr mehr Freundlichkeit in der Welt? Schenkt euren Mitmenschen doch ein Lächeln. Seid ihr der Meinung, dass der Klimawandel enorme Folgen für unsere Gesellschaft von Morgen hat? Was wäre für euch eine Möglichkeit, dagegen anzugehen: Vielleicht weniger Fleisch essen, Plastik reduzieren oder den nächsten Urlaub ohne Flug buchen? Lasst euer Umfeld daran teilhaben – aber ohne Zeigefinger und Ermahnung, ohne Verbote und Tadel, sondern mit positiven Impulsen, gutem Beispiel und motivierenden Worten kann man viel nachhaltiger zum Nach- bzw. Umdenken animieren und zum Mitmachen begeistern. Das hat viele positive Nebenwirkungen, die garantiert wirken. Probiert es aus! Und wenn ihr das Gefühl habt, dass sich alles um uns herum immer schneller dreht, dürft ihr euch ganz bewusst dazu entscheiden, auch mal langsamer zu gehen, E-Mails unbeantwortet zu lassen oder an einem Samstagabend JOMO (Joy of Missing Out) zu zelebrieren und gemütlich zu Hause zu bleiben anstatt auf die nächste Party zu rennen und sich dem Freizeitstress hinzugeben.

Wie sieht unser Morgen aus?

Wie der Philosoph Richard David Precht es formuliert hat:

Statt uns zu fragen “Wie werden wir [in der Zukunft] leben?” sollten wir uns vielmehr fragen “Wie WOLLEN wir [in der Zukunft] leben?”. Wir sind also dazu angehalten, unsere Zukunft selbst mitzugestalten und uns gemeinsam auszumalen, wie wir leben wollen.

Dazu hat mich auch ein Schaufenster inspiriert, was ich vor einiger Zeit in Mannheim entdeckte. Darauf zu lesen war in großen Buchstaben: Hilft hartnäckiges Träumen? Und meine persönliche Antwort ist ganz klar: JA!
Wir brauchen wieder mehr Spinner, Macher, Querdenker – Menschen, die klare und wertvolle Ideen haben und mutig genug sind, diese umzusetzen. Menschen, die sich aktiv dafür einbringen, etwas zum Guten zu verändern. Bilder im Kopf sind so wichtig, um eine emotionale Motivation zu haben, sich genau dafür tatkräftig einzusetzen!
Wenn man im wörtlichen Sinne positive Bilder der Zukunft malt, motiviert das dazu, diese tatsächlich auch so zu gestalten somit real werden zu lassen. Unser Gehirn macht oft keinen Unterschied zwischen Vorstellungen und der Realität. Das bedeutet, je genauer, lebhafter und bunter wir uns eine positive Version unserer Gesellschaft vorstellen, desto wahrscheinlicher gehen wir auch in diese Richtung und somit in die Umsetzung. Wie wäre es also beispielsweise mit einem Visionboard? Egal ob privat oder beruflich, alleine oder mit Freunden, Nachbarn oder Kollegen: Schreibt, malt, klebt und bastelt drauf los, wie ihr euch die Zukunft und die Gesellschaft, in der ihr leben möchtet, vorstellt. Welche Werte stehen im Mittelpunkt? Was wollt ihr ändern? Was vermehren? Was sollte man dringend abschaffen und wovon bekommt ihr nicht genug und warum?

Hängt euch das Visionboard auf, ergänzt es fortlaufend und kommt miteinander ins Gespräch.

Welche verrückten Ideen entstehen daraus? Und verrückt ist in diesem Sinne mehr als wünschenswert: Nur, wenn wir wieder lernen, fernab des „Macht man halt so“ zu denken und vor allem zu handeln, neue Wege zu gehen und Nichtdagewesenes auszuprobieren, können wir neue Varianten unserer Selbst entdecken, vermeintlich unmögliche Ideen mit Leben füllen und Utopien real werden lassen.

Wenn man Visionen hat, sollte man zum Arzt gehen? Von wegen! Jetzt erst recht, denn wir brauchen neue Versionen dieser Gesellschaft für eine enkeltaugliche Zukunft, in der auch die nächsten Generationen gut, gerne und vor allem glücklich leben können. Die Zukunft ist jetzt und wir sind mittendrin.

Also los geht’s!

Frohes Schaffen

Foto von Gina Schöler

Gina Schöler leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“, um mit bunten Aktionen und Angeboten wie Workshops und Vorträgen dazu aufzurufen, aktiv zu werden und gemeinsam das Bruttonationalglück zu erarbeiten.

Positive Psychologie, Zufriedenheit, Lebensgestaltug - Jeden zweiten Montag liefert "Frohes Schaffen" Anregungen, Tipps & Praxiseinblicke der Glücksministerin. Für eine glücklichere und gesündere Arbeitswelt.

Zu den anderen Beiträgen der Kolumne