Das Gesetz als Partner: Wie legale Vorgaben Ihr Gesundheitsmanagement voranbringen

05.12.2024 | Think Tank Corporate Health | Lesezeit 10 Minuten

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Quelle: Zukunft Personal

Das Wichtigste in Kürze

Der Text beleuchtet die Rolle von gesetzlichen Vorgaben im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Er argumentiert, dass Gesetze wie das Arbeitsschutzgesetz und das Arbeitszeitgesetz nicht nur als lästige Pflichten zu verstehen sind, sondern als wichtige Partner für Unternehmen, um eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen. Durch die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben können Unternehmen nicht nur ihre rechtliche Verpflichtung erfüllen, sondern auch Risiken frühzeitig minimieren, Fehlzeiten reduzieren und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter verbessern. Der Text betont, dass ein proaktiver Ansatz im Umgang mit diesen Vorschriften die Grundlage für ein nachhaltiges und erfolgreiches BGM legt.

In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Stress, Digitalisierung und Fachkräftemangel geprägt ist, wird das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) für Unternehmen immer wichtiger. Dabei spielen nicht nur freiwillige Maßnahmen eine Rolle, sondern auch gesetzliche Vorgaben, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Mitarbeitenden gesund und produktiv zu halten. Doch wie können HR-Verantwortliche und BGM-Beauftragte gesetzliche Regelungen als Partner in ihrem Gesundheitsmanagement verstehen und effektiv nutzen?

Rechtliche Rahmenbedingungen als Chance

Gesetzliche Regelungen im Bereich Arbeitsschutz, Arbeitszeit und psychischer Belastung bieten einen klaren Rahmen, der nicht nur eingehalten werden muss, sondern gleichzeitig als Grundlage für eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung dienen kann. Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) beispielsweise verpflichtet Unternehmen, Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden vor physischen und psychischen Gefahren zu treffen. Es zwingt Unternehmen damit, sich intensiv mit den Arbeitsbedingungen ihrer Belegschaft auseinanderzusetzen.

Statt gesetzliche Vorgaben als lästige Pflicht zu betrachten, sollten sie als Unterstützung verstanden werden, die dem Unternehmen hilft, Strukturen für gesunde Arbeit zu schaffen. Durch die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen und regelmäßigen Überprüfungen der Arbeitsbedingungen können Risiken frühzeitig erkannt und präventive Maßnahmen ergriffen werden. So lassen sich Fehlzeiten senken und langfristig die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden fördern.

Gefährdungsbeurteilung: Pflicht und Potenzial

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Instrument des Arbeitsschutzgesetzes, das Unternehmen zwingt, sowohl physische als auch psychische Belastungen zu bewerten. Viele Unternehmen unterschätzen jedoch das Potenzial dieser Beurteilung. Statt sie nur als gesetzliche Auflage abzuarbeiten, kann sie als wertvolles Diagnosewerkzeug genutzt werden, um gezielte Gesundheitsmaßnahmen abzuleiten und zu planen.

Durch eine systematische Analyse der Arbeitsplätze lassen sich nicht nur akute Risiken identifizieren, sondern auch versteckte Belastungen wie ergonomische Mängel oder psychosoziale Faktoren aufdecken. Hier setzt auch die psychische Gefährdungsbeurteilung an, die seit einigen Jahren als fester Bestandteil des Arbeitsschutzes gilt. Durch diese Beurteilungen kann erkannt werden, welche betrieblichen Prozesse oder Arbeitsweisen optimiert werden müssen, um Stressfaktoren zu reduzieren und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern.

Der Gesetzgeber gibt durch solche Verpflichtungen klare Leitplanken vor, die es den Unternehmen ermöglichen, nicht nur reaktiv, sondern proaktiv zu handeln. Dies bietet eine solide Grundlage, um das betriebliche Gesundheitsmanagement strategisch auszurichten und nachhaltig zu gestalten.

Arbeitszeitgesetz: Gesundheitsförderung durch Arbeitszeitgestaltung

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) legt die maximal zulässigen Arbeitszeiten, Pausenregelungen und Ruhezeiten fest. Auch wenn diese Regelungen oft als Einschränkung empfunden werden, fördern sie in Wirklichkeit die Gesundheit der Mitarbeitenden. Lange Arbeitszeiten und mangelnde Erholung zählen zu den Hauptfaktoren für körperliche und psychische Erschöpfung. Unternehmen, die die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes ernst nehmen und kreative Arbeitszeitmodelle entwickeln, können nicht nur der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen, sondern gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit steigern.

Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle oder Gleitzeit ermöglichen es, die Arbeitszeit an persönliche Bedürfnisse anzupassen. Das wirkt sich positiv auf die Work-Life-Balance aus und reduziert das Risiko von Überlastung und Burnout. Unternehmen, die hier Vorreiter sind, profitieren nicht nur von gesünderen und motivierteren Mitarbeitenden, sondern positionieren sich auch als attraktive Arbeitgeber im Wettbewerb um Fachkräfte.

Betriebliche Eingliederung und Prävention

Auch das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), das im Sozialgesetzbuch (§ 167 Abs. 2 SGB IX) geregelt ist, bietet Unternehmen eine Chance, gesunde Arbeit zu fördern. Es zielt darauf ab, Mitarbeitende nach längeren Krankheitsphasen den Wiedereinstieg zu erleichtern und erneuten Erkrankungen vorzubeugen. Ein gut implementiertes BEM hilft Unternehmen nicht nur, die gesetzliche Verpflichtung zu erfüllen, sondern fördert aktiv die Prävention und langfristige Gesundheit der Belegschaft.

Das BEM kann genutzt werden, um ein umfassendes Gesundheitskonzept zu etablieren, das die Rückkehr in den Arbeitsalltag unterstützt. Dabei geht es nicht nur um medizinische Maßnahmen, sondern auch um die Anpassung der Arbeitsbedingungen und -anforderungen, um die Leistungsfähigkeit der betroffenen Mitarbeitenden langfristig zu sichern.

Gesetzliche Vorgaben als Grundlage für gesundes Arbeiten

Gesetzliche Vorgaben bieten Unternehmen klare Handlungsanweisungen, die sie bei der Umsetzung eines nachhaltigen und präventiven Gesundheitsmanagements unterstützen. Sie legen den Fokus auf Arbeitssicherheit, die Vermeidung von Überlastung und die Förderung der psychischen Gesundheit. Es ist entscheidend, diese Regelungen nicht als bürokratische Last, sondern als Chance zur strategischen Weiterentwicklung zu begreifen.

Ein proaktiver Ansatz im Umgang mit gesetzlichen Vorschriften ermöglicht es, frühzeitig Risiken zu minimieren, Fehlzeiten zu reduzieren und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich Mitarbeitende wohlfühlen und ihre Leistung optimal entfalten können. So wird das Gesetz zu einem wertvollen Partner im betrieblichen Gesundheitsmanagement und bietet eine stabile Grundlage, auf der Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen profitieren.

Über die Autoren

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Bastian Schmidtbleicher-Lück, Jurek Mähler und Oliver Walle

Bastian Schmidtbleicher-Lück, Jurek Mähler und Oliver Walle - Mitglieder des ZP Think Tanks Corporate Health und Vordenker im Bereich Gesunde Arbeit mit langjähriger Erfahrung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und Expertise bei der Beratung von Unternehmen zur Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen.