My Big New von Estelle Dietrich
11.08.2023 | Estelle Dietrich
Freiberufliche Experten in der HR: Nachfrage auf Höchststand
Externe Fachkräfte in der HR: für manche Unternehmen täglich Brot, für andere Neuland. Aus unserer Sicht ist der Einsatz von externen Fachkräften in der HR längst salonfähig und immer stärker gefragt. Aber woher kommt der Trend* und was ist neu?
Im Jahr 2019 waren es hauptsächlich erfahrene HR-Führungskräfte, die interimistisch in der HR eingesetzt wurden. Der Markt war recht stabil und nicht sehr groß. Hatte man ein eigenes Netzwerk, konnte man immer wieder auf die gleichen HR-Berater zurückgreifen.
Im Jahr 2020, nach Beginn der Corona Pandemie, blickten wir auf einen stark einbrechenden Markt mit einem geschätzten Nachfragerückgang von 20%. Im Vergleich zu anderen Fachrichtungen wie IT oder Engineering blieb der Nachfragerückgang für HR-Spezialistinnen und HR-Spezialisten allerdings recht gering. Wo Home-Office möglich gemacht und Kurzarbeit angemeldet werden musste, bedurfte es weiterhin interimistischen, schnell verfügbaren Fachkräften.
Seit 2021/2022 verzeichnen wir einen sehr stark wachsenden Markt beim Einsatz von selbstständigen HR-Spezialisten. Der Schritt in die Selbstständigkeit erhielt generell durch Corona einen extremen Wachstumsschub. Belastungsspitzen und der Bedarf an spezifischem Know-how in der HR bringen Unternehmen dazu, vermehrt auf Freelancer zurückzugreifen (Nachfrage Push um ca. 50%).
Direkt nach der ersten Corona-Unsicherheit hatten HR-Teams viele Herausforderungen:
- Starke Aufstockung von Headcounts bei engem Arbeitsmarkt
- Weiterentwicklung der HR als Teil der Wertschöpfungskette
- Vorbereitung und Begleitung von Transformationen
- Implementierung von New Work
- Digitalisierungsprojekte zur Automatisierung und Optimierung von Prozessen
Die Wogen im Nachfrage-Hoch glätteten sich durch den unsicheren Winter 2022/23 mit der Energiekrise. Wir erlebten einen Rückgang der Anfragen (ca. 10%) und seit April dieses Jahres erneut einen Aufschwung.
Doch was ist unser BIGNEW?
Unternehmen fragen nicht mehr nur interimistische Fachkräfte oder klassische HR-Berater an, sondern ihre Bedarfe differenzieren sich immer breiter innerhalb aller HR-Fachdisziplinen.
Wir erhielten im letzten Jahr über 1.000 Kundenanfragen zu HR-Projekten oder zu interimistischen Positionen (+10% zum Vorjahr).
Davon wurde über 300 Mal der spezialisierte HR-Consultant angefragt. Darunter fallen Themen, wie:
- Compensation & Benefits
- HR-Controlling
- HR-Strategie-Beratung, inkl. der Erhöhung der Retention Rate
- Beratung im Change-Management, bei Transformationen, uvm.
Im Bereich Recruiting erhielten wir über 200 Kundenanfragen. Neben dem Bedarf, den Headcount aufzustocken, stehen Unternehmen vor einer weiteren Herausforderung: Alle Recruiting Prozesse und Marketingkanäle müssen zeitnah auf den neuen, engen Arbeitsmarkt angepasst werden. HR-Beraterinnen und HR-Berater im Recruiting werden wesentlich stärker eingesetzt, um eine starke Unternehmensmarke aufzubauen, Bewerbungsprozesse auf der Website zu verschlanken, Paid Advertising und Social Media Marketing Kampagnen zu testen und Daten zugänglicher zu machen. Nicht zu reden von innovativeren Lösungen, wie der Nutzung von One-Click Bewerbungen in YouTube Ads oder auf der Website.
Neben HR-Consulting und -Recruiting erhielten wir über 200 Anfragen für HR-Business Partner, knapp 130 Anfragen für HR-IT Umstellungen und etwa 200 Anfragen zum Stemmen der Payroll.
Eines ist dabei sicher: Der Gesamtbedarf an HR-Freelancern ist weiter steigend. Auf jeden guten HR-Berater kommen mittlerweile 3-4 parallele Projektangebote.
Welche HR-Projekte extern gegeben werden, das liegt in den Händen der Entscheidungsträger. Dass über kurz oder lang mehr Projektaufgaben abgegeben werden müssen, ist aber unausweichlich, um unternehmerische Risiken gering zu halten und um Innovationen zu fördern. Vor dem Hintergrund des enger werdenden Fachpersonalmarkts und der Flexibilisierung der Arbeitsmodelle innerhalb der Gesellschaft gibt es dazu keine Alternative.
(*Alle Fakten basieren auf HAYS-eigenen Datensätzen, tausenden Gesprächen und Erfahrungswerten mit HR-Verantwortlichen bundesweit. Leider existieren noch keine großen Erhebungen, die rein auf HR gemünzt sind.)