Wie moderne Unternehmen mit familienfreundlichen Benefits die besten Talente gewinnen und halten

26.09.2024 | Jan C. Küster | Lesezeit 5 Minuten

Jan Küster sitzt auf einem Stuhl auf einer Bühne und unterhält sich mit weiteren 3 Personen
Quelle: Zukunft Personal

Das Wichtigste in Kürze

Moderne Unternehmen nutzen familienfreundliche Benefits, um Talente zu gewinnen und zu binden, indem sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern. Flexible Angebote, die auf verschiedene Lebensphasen wie Familiengründung oder Elternschaft abgestimmt sind, steigern nicht nur Zufriedenheit und Produktivität, sondern reduzieren auch Krankheitstage und Fluktuation. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie diese Maßnahmen vorleben und in die Unternehmenskultur integrieren.

In der heutigen Arbeitswelt ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur ein moderner Trend, sondern ein zentrales Thema, das über den Erfolg und die Zufriedenheit von Mitarbeitern entscheidet. Diese Balance, die auf die individuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer in verschiedenen Lebensphasen eingeht, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die dies erkannt haben, implementieren umfassende Maßnahmen, um die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu unterstützen und langfristig zu fördern. Diese Entwicklung wurde kürzlich auch auf der Startup Stage der Zukunft Personal Europe in einer Paneldiskussion hervorgehoben. Hier wurden konkrete Lösungsansätze und Best Practices vorgestellt, die zeigen, wie Unternehmen die Vereinbarkeit effektiv in ihre Strukturen integrieren können.

Warum Vereinbarkeit entscheidend ist

Das Thema Vereinbarkeit ist nicht nur ein Anliegen für Familien. Es umfasst viele Lebensphasen und betrifft letztlich jeden Mitarbeiter. Für Unternehmen stellt dies eine Herausforderung dar: Wie kann man die verschiedenen Bedürfnisse der Belegschaft in Einklang bringen, ohne dabei einzelne Gruppen zu bevorzugen oder andere zu vernachlässigen? Eine klare Antwort darauf bietet der Ansatz der lebensphasenorientierten Vereinbarkeit, wie er in der Diskussion vorgestellt wurde. Dieser Ansatz geht davon aus, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter je nach Lebensphase unterschiedlich sind und daher ein flexibles und vielfältiges Angebot an Benefits notwendig ist.

 

So benötigen junge, karriereorientierte Mitarbeiter möglicherweise andere Unterstützungsleistungen als Eltern oder pflegende Angehörige. Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von einem zunehmenden Bewusstsein für solche Bedürfnisse, sei es durch Angebote zur Familiengründung und Fertilitätsbehandlungen, Bildungsangebote für Kinder oder durch Unterstützung in der Menopause. Das Ziel dabei ist es, allen Mitarbeitern in ihrer jeweiligen Lebensphase Unterstützung zu bieten, um sie langfristig zu binden und zu motivieren.

 

Der ROI von Vereinbarkeitsmaßnahmen

Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen von Vereinbarkeitsmaßnahmen. Dr. Julia Reichert von Onuava betonte, dass sich Investitionen in Benefits zur Familiengründung, Elternzeit und andere personalisierte Angebote für Unternehmen auch finanziell lohnen. Unternehmen, die entsprechende Programme anbieten, berichten von einer Reduktion der Krankheitstage, höheren Loyalitätsraten und geringeren Rekrutierungskosten. Diese Maßnahmen führen zu einer nachhaltigen Mitarbeiterbindung, die den Unternehmen langfristig erhebliche Kosten spart.

 

Auch Heiner Fischer von Vaterwelten argumentierte, dass die Bereitstellung von unterstützenden Maßnahmen für Väter heute entscheidend ist, um Talente zu halten. In Zeiten des Fachkräftemangels wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und im Unternehmen zu halten. Ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen entsteht daher, wenn sie ihren Mitarbeitern die nötige Flexibilität bieten, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen

 

Vereinbarkeit im Unternehmensalltag

Ein weiteres Thema, das diskutiert wurde, ist die kulturelle Umsetzung von Vereinbarkeit im Arbeitsalltag. Es reicht nicht aus, Benefits nur auf dem Papier anzubieten – sie müssen aktiv genutzt und von den Führungskräften vorgelebt werden. Martina Fischer von UbiMaster hob hervor, dass Führungskräfte eine Schlüsselrolle bei der Implementierung solcher Maßnahmen spielen. Wenn Führungskräfte flexible Arbeitsmodelle und familienfreundliche Benefits selbst nutzen, setzen sie ein starkes Zeichen für ihre Mitarbeiter.

Ein Beispiel für die Integration von Vereinbarkeit in die Unternehmenskultur ist die Einführung klarer Rollenvorbilder, die zeigen, wie man erfolgreich Karriere macht und gleichzeitig Zeit für Familie oder persönliche Bedürfnisse einräumt. Unternehmen, die ihre Führungskräfte darin schulen, solche Prinzipien aktiv zu fördern, schaffen eine Kultur, in der Mitarbeiter sich ermutigt fühlen, die angebotenen Benefits zu nutzen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf ihre Karriere hat.

Handlungsempfehlungen für HR-Manager

Für HR-Verantwortliche bieten sich mehrere praktische Schritte, um Vereinbarkeit in ihrem Unternehmen zu fördern:

1.    Analyse der Belegschaft: Der erste Schritt besteht darin, die Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter zu verstehen. Dies kann durch Mitarbeiterumfragen oder persönliche Gespräche geschehen, um zu erfahren, welche Benefits tatsächlich benötigt werden.
2.    Individualisierte Benefits: Es ist wichtig, Benefits anzubieten, die verschiedene Lebensphasen abdecken. Dazu gehören etwa Angebote zur Familiengründung, flexible Arbeitszeiten oder Bildungsunterstützung für Kinder.
3.    Vorbildfunktion der Führungskräfte: Führungskräfte sollten aktiv vorleben, wie man Vereinbarkeit im Arbeitsalltag umsetzt. Dies stärkt das Vertrauen der Mitarbeiter in die Angebote des Unternehmens.
4.    Klare Kommunikation: Die Vorteile der Vereinbarkeitsangebote sollten klar kommuniziert und in die Unternehmensziele eingebunden werden. Nur so wird gewährleistet, dass die Maßnahmen nicht nur als Zusatzleistungen wahrgenommen, sondern aktiv genutzt werden.
5.    Messbare Ergebnisse: Schließlich sollten Unternehmen die Auswirkungen ihrer Vereinbarkeitsprogramme messen. Kennzahlen wie reduzierte Fehlzeiten, höhere Mitarbeiterbindung und geringere Fluktuation können den Erfolg dieser Maßnahmen belegen.

Fazit

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist heute ein zentrales Thema für Unternehmen, die sich als attraktive Arbeitgeber positionieren wollen. Durch flexible, auf die Lebensphasen der Mitarbeiter abgestimmte Benefits können Unternehmen nicht nur die Zufriedenheit und Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern, sondern auch ihre Loyalität langfristig sichern. Die Beispiele und Ansätze, die auf der Zukunft Personal Europe diskutiert wurden, zeigen, wie vielfältig und wirkungsvoll solche Maßnahmen sein können.

Die vorgestellten Startups spielen dabei eine Schlüsselrolle in der Entwicklung moderner, familienfreundlicher Benefits:

•    Onuava bietet Lösungen rund um das Thema Fertilität und Familiengründung an und unterstützt Unternehmen dabei, Mitarbeiter in dieser wichtigen Lebensphase zu begleiten. Onuava
•    Vaterwelten konzentriert sich auf die spezifischen Bedürfnisse von Vätern und fördert eine Unternehmenskultur, die Vaterschaft und Karriere miteinander vereint. Vaterwelten
•    UbiMaster bietet eine Plattform, die Mitarbeiter durch Bildungsangebote für ihre Kinder entlastet und ihnen somit den Rücken für die Arbeit freihält. UbiMaster

Durch die Einführung solcher Programme können Unternehmen sowohl ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern als auch ihre Mitarbeiter langfristig unterstützen und binden.

Über den Autor

Portrait von Jan C. Küster

Jan C. Küster

ist Director des Founders Fight Clubs. Er entwickelt und moderiert die Event- und Lernformate des Founders Fight Club wie das Bootcamp, die Founders Fight Night und das Innovation Gym. Zuvor hat er erfolgreich das Business Development in den Bereichen Chip Design, Software as a Service und Natural User Interface Anwendungen sowohl für Start-ups als auch für innovative Projekte etablierter Konzerne aufgebaut und geleitet. Er hat einen Abschluss in Entrepreneurship und Marketing von der University of Technology, Sydney.