Für den schnellen Klick: Social Media Recruiting in der Logistik
17.05.2022 | Mainblick
Logistikunternehmen entwickeln verschiedene Lösungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Für Armin Brähler, Leiter Human Resources bei Meyer Logistik im hessischen Friedrichsdorf mit rund 1.800 Beschäftigten, ist Social Media Recruiting ein wesentlicher Baustein für den Unternehmenserfolg.
Seit wann setzt Meyer Logistik Social Media Recruiting ein und welche Berufsgruppen sprechen Sie dabei vor allem an?
Armin Brähler: Wir haben im Frühjahr 2018 damit begonnen, unsere Social-Media-Kanäle gezielt für die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften zu nutzen. Das heißt in unserem Fall vor allem Berufskraftfahrer, die rund 90 Prozent der gesamten Belegschaft bei Meyer Logistik ausmachen. Wir erreichen sie zusammen mit Disponenten vor allem auf Instagram und Facebook, während wir auf Xing und LinkedIn eher kaufmännische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Als europaweit tätiges Unternehmen ist für uns LinkedIn in diesem Bereich besonders spannend, während sich Xing eher auf die DACH-Region beschränkt.
Warum haben Sie sich dafür entschieden und was versprechen sie sich davon?
Armin Brähler: Man muss die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Und wer das nicht weiß, lernt im Zweifelsfall sehr schnell, dass man beispielsweise mit klassischen Stellenanzeigen in der regionalen Tageszeitung kaum noch Menschen begeistern kann. Da bildet die Logistik keine Ausnahme. Hinzu kommt, dass bestimmte Berufsbilder wie eben Berufskraftfahrerinnen und -fahrer sehr gesucht sind. Zwar steigt die Zahl an Ausbildungsplätzen, aber trotzdem liegt das Angebot noch immer unter der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Ein Grund dafür ist der hohe Altersdurchschnitt in dieser Berufsgruppe, der bei über 47 Jahren liegt. In den nächsten fünf Jahren werden rund 40 Prozent der Lkw-Fahrer in den Ruhestand gehen. Als Logistikbranche stehen wir also vor der Aufgabe, einen regelrechten Generationenwechsel zu stemmen. Und die Nachwuchskräfte sind nun einmal in den sozialen Medien unterwegs und suchen auch dort nach Jobs. Wir sehen deutlich, dass Social Media Recruiting einer der wichtigsten Bausteine für die bei uns eingehenden Bewerbungen ist. Daneben sind wir sind auch auf reinen Bewerberplattformen für Kraftfahrer erfolgreich unterwegs.
Wie sieht Social Media Recruiting bei Meyer Logistik aus?
Armin Brähler: Wer neue Mitarbeiter gewinnen will, muss zeigen, dass er die Menschen in seinem Unternehmen wertschätzt. Das ist ein wichtiger Teil des Employer Brandings, das auch auf unseren Social-Media-Kanälen stattfindet. Besondere Aktionen, kleine Videos aus dem Arbeitsalltag – wer als Unternehmen Menschen ansprechen will, der muss auch menschlich rüberkommen. Dazu gehört als zentraler Bestandteil die Authentizität, egal, ob es um gewerbliche oder kaufmännische Berufe geht. Unsere Auftritte auf Facebook, Instagram und Co. transportieren eine klare Botschaft: Wir sind eine sehr gute Wahl für Menschen auf Jobsuche in der Logistik. Dabei hilft, dass wir öfter als besonders beliebter Arbeitgeber ausgezeichnet werden. All das fließt in unsere Kommunikation in den Sozialen Medien ein. Da reiht sich nicht nur Stellenanzeige an Stellenanzeige, das würde bei der Zielgruppe auch nicht gut ankommen.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Social Media Recruiting in der Logistik?
Armin Brähler: Das wird ein elementar wichtiges Thema für unseren Unternehmenserfolg bleiben. Denn das Suchverhalten auf Seiten der Fachkräfte hat sich strukturell verlagert. Ich sehe nicht, wie diese Entwicklung sich umkehren könnte, im Gegenteil: Mit jedem Jahr, das vergeht, sehen wir, wie unverzichtbar es ist, in den sozialen Netzwerken um Fachkräfte zu werben. Was vor ein wenigen Jahren vielleicht noch ein nettes Plus war, ist heute ein absolutes Muss. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir europaweit nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen. Da bewerben sich Menschen beispielsweise aus Polen oder Rumänien auf Stellen in Deutschland. Ergänzend dazu haben wir ebenfalls positive Erfahrungen mit ausgefeilten analogen Kampagnen gemacht. Aber wir sehen, dass diese längst nicht mehr so viel Resonanz erzeugen wie noch vor einigen Jahren. Außerdem haben wir festgestellt, dass die Work-Life-Balance eine immer wichtigere Rolle für Jobsuchende spielt. Darum werben wir zum Beispiel im Nahverkehrsbereich damit, dass unsere Berufskraftfahrer tagsüber verantwortungsvoll auf den Straßen unterwegs sind und abends in Ruhe zu Hause verbringen können. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit in der Logistik.
Sprechen Sie auch aktiv potenzielle Fachkräfte über die sozialen Medien an?
Armin Brähler: Ja, Active Sourcing gehört für uns dazu. Über bestehende Portale matchen wir Lebensläufe mit unseren Anforderungen und gehen dann aktiv auf die Kandidatinnen oder Kandidaten zu. Das betrifft allerdings weniger die Berufskraftfahrer und Disponenten und es macht nicht das Gros unseres Engagements im Bereich Social Media Recruiting aus.
Was waren die wichtigsten Learnings im Zusammenhang mit Social Media Recruiting für Sie?
Armin Brähler: Eine der wichtigsten Lehren in diesem Zusammenhang ist, dass das Thema keineswegs trivial ist. Dazu gehört eine breite Palette an Know-how, das Firmen zwar outsourcen können, aber – und das ist eine weitere wichtige Erkenntnis – aus meiner Sicht besser intern etablieren, indem sie Verantwortlichkeiten und Prozesse dafür schaffen. Die unterschiedlichen Algorithmen der Plattformen verstehen zu lernen, eine zielgruppengerechte Ansprache sowie Kampagnen zu entwickeln, sie in den bestehenden Unternehmensauftritt einzuweben und nicht zuletzt auch das Community Management sind ganz zentral für ein erfolgreiches Social Media Recruiting. Ebenfalls wichtig ist es, den Bewerbungsprozess nicht unnötig zu verkomplizieren. Wir haben unser Bewerbungsportal darum so verschlankt, dass man sich mit wenigen Klicks dort seine Unterlagen hinterlegen kann. Mit jedem Klick mehr steigt die Absprungrate im Bewerbungsprozess.