Mit David Vitrano, Keynote Speaker, im Gespräch
28.09.2020 | Miriam Appel
War das Recruiting bereits vor der Corona-Krise schwierig, ist die Herausforderung angesichts der unsicheren Lage für viele Arbeitgeber noch weiter gestiegen. Sicher ist jedoch: Wer langfristig erfolgreich sein will, braucht jetzt die richtigen Fachkräfte! Denn gerade in Zeiten wie diesen müssen Unternehmen am Ball bleiben, vorrausschauend und gleichzeitig innovativ agieren, um dem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein. Doch mit Lösungen von gestern lassen sich keine neuen Talente begeistern.
Dieser Überzeugung ist David Vitrano, Geschäftführer des Geschäftsbereichs XING E-Recruiting. Er führte die Produkte XING TalentManager und das Employer Branding Profil ein. Vor seinem Wechsel zur NEW WORK SE (vormals XING SE) im April 2012 war David Vitrano mehrere Jahre bei der HSM GmbH + Co. KG, einem mittelständischen Unternehmen im B2B-Marktumfeld, in leitenden Positionen beschäftigt. Zuletzt war er dort als Marketingleiter für die globale Marken- und Produktkommunikation sowie für das Produktmanagement zuständig für alle Geschäftsfelder. David Vitrano studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule in Pforzheim und schloss später ein berufsbegleitendes Studium an der Steinbeis Universität Berlin (School of Management and Innovation) mit einem Master of Business Administration ab.
David Vitrano nutzt die digitalen Chancen im Recruiting, denn die Digitalisierung in all ihren Facetten ist kein Trend, dem man optional folgen kann, sondern sorgt – wie sich in der Krise gezeigt hat – für Stabilität und fortwährende Existenz. Darüber spricht er in seiner Keynote "Jetzt: Momentum aufgreifen und digitale Chancen im Recruiting nutzen!" am 12. Oktober 2020 auf der ZP Europe Virtual.
In diesem Rahmen haben wir ihm einige Fragen gestellt:
Welchen Programmpunkt der ZP Europe Virtual werden Sie auf keinen Fall verpassen?
Zu allererst freue ich mich, dass wir trotz aller Widrigkeiten auch dieses Jahr eine Zukunft Personal haben werden – auch wenn diese im virtuellen Raum stattfindet. Als Geschäftsführer von XING E-Recruiting freue ich mich inhaltlich besonders auf die Thementage „Recruiting & Attraction“ sowie „Future of Work“. Generell bin ich sehr gespannt auf all das, was sich spring und auch die anderen Aussteller überlegt haben. Und natürlich freue ich mich sehr auf unser diesjähriges Zusatzprogramm, das „NWXnow HR-Special“.
Was raten Sie den Teilnehmenden mit Blick auf die ZP Europe Virtual?
Natürlich ist es schade, dass man nicht direkt mit den Ausstellern und anderen Gästen in Kontakt kommt. Dennoch glaube ich, dass sich durch die virtuelle Messe auch Vorteile ergeben: So können sich Besucher bspw. dank On-Demand-Inhalte und Re-Live-Streams ihren Tagesablauf individuell zusammenstellen. Zudem entzerren die fünf Tage das straffe Programm einer gewöhnlichen Messe vor Ort. Ich würde mir wünschen, dass alle – sowohl Teilnehmer als auch die Aussteller – dieses virtuelle Format mit offenen Augen begegnen und es als neue Chance betrachten.
Die ZP Europe Virtual thematisiert auch die Corona bedingten Veränderungen. Was sagen Sie denn: Kann HR Disruption?
‚Kann‘ ist nicht das richtige Wort. Vielmehr muss HR sich der Disruption stellen – und ich bin mir sicher, dass sie das auch tut. Ohne Zweifel: Aktuell steht der Bereich vor riesen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Genau deswegen beschäftigen wir uns dieses Jahr bei XING besonders intensiv mit der Frage, wie das Recruiting und Employer Branding durch den richtigen Einsatz digitaler Möglichkeiten verbessert werden kann.
Wünschen Sie sich auch in Zukunft ein virtuelles Messeformat?
Die Ereignisse der vergangenen Monate haben uns gezeigt, dass wir in vielen Bereichen unseres persönlichen und beruflichen Lebens einiges ändern können und – so glaube ich – auch müssen. Denken Sie nur mal daran, wie normal es für uns war für einen zweistündigen Termin quer durch das Land zu reisen. Ich gehe davon aus, dass uns die Corona-Pandemie mit allen Folgewirkungen noch eine Zeit begleiten wird. Vor diesem Hintergrund betrachte ich es als absolutes Privileg, in dieser Form an Messen und Konferenzen teilnehmen zu können. Ich denke, dass wir damit erst begonnen haben, die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich vermisse absolut den persönlichen Kontakt auf einer Messe wie der Zukunft Personal Europe. Aber ich denke, dass virtuelle Formate neben Offline-Events auch künftig eine Daseinsberechtigung haben werden.
Was ist Ihr Beitrag zur virtuellen HR-Week?
XING ist seit über zehn Jahren auf der Zukunft Personal vertreten. Auch wenn dieses Mal alles anders ist, bleibt es für uns ein Highlight-Event, auf dem wir mit Interessenten und unseren Kunden – zumindest virtuell – zusammenkommen. Unser Team hat sich dafür einiges überlegt. Das Oberthema unseres Auftritts ist „Digitale Chancen nutzen“. Neben einem virtuellen Messestand, auf dem sich unsere Besucher über unsere neuen Lösungen informieren und Infomaterial herunterladen können, haben wir zudem über alle fünf Veranstaltungstage ein attraktives Programm erstellt. Unter dem Namen „NWXnow HR-Special“ beleuchten wir für Besucher die aktuellen Fragen rund ums Recruiting und Employer Branding. So gibt es neben Vorträgen, u.a. von Thomas Sattelberger, Fabian Kienbaum oder Matthias Horx, täglich spannende Interviews, Podiumsdiskussionen und Workshops - mit namhaften Experten aus der HR-Szene, Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft.
Und natürlich freue ich mich sehr auf meine eigene Keynote am ersten Messetag. Hier geht’s um die Frage, mit der sich wohl jeder Arbeitgeber in diesen Zeiten auseinandersetzen muss – und zwar, wie das Recruiting angesichts der Geschehnisse der vergangenen Monate sowohl jetzt als auch dauerhaft erfolgreich bleibt. Denn wir glauben, dass man mit Lösungen von gestern keine neuen Talente begeistern kann. Vielmehr gilt es mehr als je zuvor, die digitalen Chancen im Recruiting zu ergreifen. Die Digitalisierung ist in all ihren Facetten kein Trend, dem man optional folgen kann. Sie ist die Gegenwart – sie ist die Zukunft.
Ihr persönlicher Tipp für junge Personaler*innen?
Wer jetzt in die HR-Szene einsteigt, erlebt eine spannende Zeit. Es hat sich bereits in den letzten Jahren durch den zunehmenden Fachkräftemangel, den demografischen Wandel und die Digitalisierung vieles verändert. Ich glaube, dass dies erst der Beginn einer Reise ist. Es wird sich noch viel tun in den kommenden Jahren. Daher würde ich nicht nur jungen, sondern generell allen Personaler*innen raten, sich neuen Möglichkeiten zu öffnen, keine Angst zu haben, mit alten Gewohnheiten zu brechen und sich Herausforderungen kreativ zu stellen.
3 Dinge, die jede/r Personaler/in tun muss
Ausgehend von der volatilen Marktlage ist es wichtig, die Arbeit der HR in sichere Bahnen zu lenken. Hierzu gehört eine professionelle Kennzahlenanalyse – denn nur wer die Zahlen im Blick hat, kann zuverlässige Entscheidungen treffen. Gerade die Time-to-Hire ist hier ein wichtiger Indikator. Diese zu minimieren, muss das Ziel eines jeden Personalers sein. Hilfreich ist der Einsatz digitaler Tools im Recruiting, um zeitfressende Aufgaben reduzieren zu können. Und was gerade jetzt nicht vergessen werden darf: Das Bild der eigenen Arbeitgebermarke – und zwar sowohl was das Image von außen anbelangt als auch die Wahrnehmung der eigenen Mitarbeiter.
Was läuft aktuell gut im Recruiting, was muss sich ändern?
Ich behaupte, dass die meisten Recruiter*innen bzw. Personaler*innen ihren Beruf deshalb gewählt haben, weil sie gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Die Unterstützung und Hilfestellung der Digitalisierung widerspricht diesem Wunsch nach menschlichem Kontakt nicht. Dieser „Mind-Change“ und die Potenziale digitaler Tools und Lösungen müssen endlich von allen erkannt werden. Denn so bleibt allen mehr Zeit für das, was sie wirklich wollen, nämlich mit Menschen zusammenzuarbeiten und sie bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das ist essenziell, denn während Recruiting früher als eine Art interne Dienstleistung gesehen wurde, ist diese Disziplin heute für den Erfolg eines Unternehmens ausschlaggebend.
Worauf müssen sich Personaler/innen in den nächsten 5 Jahren einstellen?
Wie ich schon ausgeführt habe, erleben wir eine sehr dynamisch verlaufende Transformation. Altbekannte Herausforderungen werden bleiben und neue dazukommen. Durch Corona wird der Fachkräftemangel nicht verschwinden. Allein bis 2030 werden dem Arbeitsmarkt fast fünf Millionen Erwerbstäte durch die Verrentung der „Baby-Boomer“ fehlen. Dazu kommt die Digitalisierung, die immer stärkeren Einzug in unser Leben erhält. Allein die Entwicklung des mobilen Arbeitens wird auch Personaler*innen vor neue Herausforderungen stellen: Was passiert mit der Unternehmenskultur, wenn sie die Kolleg*innen seltener im Büro treffen? Wie läuft ein digitales Onboardig ab? Oder wie differenziert man in diesem Kontext die eigene Arbeitgebermarke im Wettbewerb um neue Talente? Die Zukunft wird herausfordernd aber auch definitiv spannend – im positiven Sinne.
Vielen Dank!