Interview: Was macht Employer Brand Manager aus?

10.02.2021 | Dr. Paula Thieme

Employer Brand Manager
Quelle: unsplash.com

Immer mehr Unternehmen schreiben die Position eines/einer „Employer Brand Manager/ in“ aus – ist das aus Ihrer Sicht ein Erfolg?

Die Stellenbeschreibungen eines Employer Brand Managers lesen sich tatsächlich sehr unterschiedlich und oft geht es dann doch überwiegend „nur“ um klassisches Personalmarketing. Die Auswirkungen dessen spiegeln sich dann leider auch in den austauschbaren Karriereseiten wider, die mit allgemeinen Aussagen um Talente werben: es geht oft nur um das spannende Arbeitsumfeld, die exzellenten Entwicklungsmöglichkeiten oder die Work-Life-Balance.

 

Warum sollten Unternehmen überhaupt Employer Branding betreiben?

Wissenschaftliche Studien und auch unsere praktischen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden belegen, dass Unternehmen, die Employer Branding richtig betreiben, eine Vielzahl von positiven Effekten erzeugen. Dazu zählen z.B. eine gestiegene Qualität der Bewerbungen, gesunkene Recruitingkosten, stärkere Bindung von Leistungsträgern, nachhaltigere Mitarbeiteridentifikation, niedrigere Krankenstände und mehr Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter – kurzum: die Produktivität des Unternehmens steigt. Und das wirkt sich mittelfristig deutlich auf den wirtschaftlichen Erfolg aus.

 

Nun bietet die DEBA seit 2013 zusammen mit der TU München und der WU Wien einen eigenen Zertifikatskurs zum Employer Brand Manager an. Könnten Sie uns das Berufsbild des Employer Brand Managers beschreiben?

Das Berufsbild des Employer Brand Managers ist bislang nicht abschließend definiert, das Thema Arbeitgebermarke wird in der Berufsbildungsphase höchstens am Rande gestreift. Dabei ist die Position im Unternehmen enorm vielseitig: Wissen um die Grundlagen von Marke und Marketing, Organisationsentwicklung, aber auch Identitäts- und Kulturentwicklung ist jedoch unabdingbar, um den Prozess der Arbeitgebermarkenbildung verantworten und Employer Brand Management betreiben zu können. Hinzu kommen oft ganz klassische Projektmanagementaufgaben, da etwa die interne Kommunikation oder auch das Management aller involvierten Stakeholder herausfordernd sein können.

 

Was lernen die Teilnehmer des Zertifikatskurses genau?

Kurz beantwortet erlernen sie im Kurs, wie sie für ihren Arbeitgeber eine erfolgreiche Marke entwickeln, die sowohl gegenwärtige wie auch potenzielle neue Mitarbeiter anspricht, deren Identifikation mit dem Unternehmen steigert und die Leistungsbereitschaft erhöht. Neben theoretischem Wissen liefert der Kurs viele Beispiele aus der Praxis und konkrete Arbeitshilfen.

Der Lehrgang setzt sich aus vier Modulen mit insgesamt vier Studientagen in Berlin sowie jeweils zwei Studientagen in München und Wien zusammen – da wir flexibel reagiert haben, momentan völlig Corona-konform, sprich per Zoom.

  • Im ersten Teil stehen unter anderem die Grundlagen sowie die Entwicklung und Durchführung einer Employer-Branding-Strategie im Mittelpunkt.
  • Im zweiten Modul geht es um die Präsentation nach außen, etwa die Darstellung des Unternehmens in den sozialen Medien und die Prozesse der Mitarbeitergewinnung.
  • Danach werden im dritten Modul die Aspekte der internen Arbeitgebermarkenbildung vermittelt. Davon ist nicht nur das Personalmanagement betroffen, sondern die gesamte interne Kommunikation.
  • Und abschließend lernen die Teilnehmer im vierten Modul, wie sie die Erfolge der von ihnen eingeleiteten Maßnahmen messen können, und welche Möglichkeiten zur langfristigen Steuerung und Optimierung der Marke bestehen – also das eigentliche Arbeitgebermarkenmanagement.

 

Welche Eigenschaften sollte ein Employer Brand Manager mitbringen?

Employer Brand Manager sollten gleichzeitig Generalisten und ausgereifte Persönlichkeiten sein, die klar und klug vorgehen sowie analytisch und strukturierend vorausdenken. Sie sollten interdisziplinär arbeiten können und sich sowohl in der Personal- als auch in der Vermarktungs-Welt zurechtfinden.

 

Wie entwickeln sich die Karrierewege von ausgebildeten Employer Brand Managern?

Gerade in kleinen und mittelgroßen Unternehmen nehmen meist Personen aus dem Personal- oder Marketingbereich das Aufgabenprofil eines Employer Brand Managers wahr, große Unternehmen schaffen zunehmend eigene Stellen für diesen Aufgabenbereich, da sie die gesamtstrategische Tragweite des Employer Brandings koordinieren müssen und nur so abteilungsübergreifend arbeiten können. Mit gut ausgebildeten Managern der eigenen Arbeitgebermarke sind die Unternehmen dann nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger erfolgreich im Kampf um passende Mitarbeiter. Die durch Corona verursachte gegenwärtige Krise wird den Fachkräftemangel nicht verschwinden lassen, sondern es ist absehbar, dass sich dieser noch weiter intensivieren wird.

Über die Interviewte

Paula Thieme der DEBA

Dr. Paula Thieme leitet seit 2011 den Akademiebereich der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA). Hier ist sie auch für den europaweit ersten Zertifikatslehrgang „Employer Brand Manager/in“ verantwortlich.

Weiterführende Informationen: employerbranding.org