Wie uns Weiterbildung in der Krise voranbringt
09.11.2020 | Enya Neumann
Corona hat viele Prozesse maßgeblich beschleunigt. Darunter beispielsweise den digitalen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Längst ist die Diskussion um den Umbau unseres Wirtschaftsmodells für eine digitale Zukunft aus den Talkshows in die Welt hinaus entwichen und zeigt dort sehr spürbare Auswirkungen. Zentral ist dabei immer die Frage nach den Arbeitsplätzen und ob der Strukturwandel gelingen kann, ohne dass Fehler aus der Vergangenheit wiederholt werden. Es ist offensichtlich, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Dabei gilt es, die jetzige und die kommenden Generationen für die Arbeit der Zukunft fit machen, von der sich nur eines sicher sagen lässt: sie wird um einiges digitaler sein.
Wechsel von Präsenz- auf Online-Formate
Den Grundbaustein für ein krisenresistentes Unternehmen bildet die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Die rasante Umstellung auf Remote Work und die Verlagerung ins Homeoffice stellten viele Firmen vor eine große Herausforderung bezüglich Schulungen und Bildungsangeboten. Vor allem technische Herausforderungen galt es dabei zu meistern. Ein Beispiel für einen gelungenen Umbau von Präsenz- auf Online-Formate stellt die ADN Akademie, das Kernstück des Distributionsunternehmens ADN GmbH, dar. Die Aufgabe des Schulungszentrums besteht darin, IT-Partner und Unternehmen zu befähigen, die Anforderungen Ihrer Kunden durch fortschrittliche IT-Lösungen umzusetzen. Normalerweise bietet die Akademie an über 12 Standorten 700 Kurse mit insgesamt über 5000 Teilnehmern pro Jahr an. Durch die Corona-Krise fand ein radikaler Umstieg auf Online-Formate statt. Drei wichtige Punkte haben sich im Kontext dieser herausfordernden Aufgabe besonders herausgestellt:
1. Individuelle Bedarfsermittlung
Eine elementare Entscheidung stellt die Wahl der passenden Tools dar. Damit die Teilnehmenden auch ohne physische Präsenz bestmöglich eingebunden werden und so leichter motiviert bleiben, wurden neue Programme entwickelt, die es ermöglichen, sich remote aktiv in den Ablauf der Schulungen einzubringen. Dabei lag der Fokus auf stärkerer Interaktion der Beteiligten, um diese zu aktivieren und praktische Inhalte und Übungen als Unterstützung bereitzustellen. Eine weitere Herausforderung stelle die Frage nach dem passenden Format dar. Die Dauer der jeweiligen Module sowie Pausenregelungen wurden so angepasst, dass für alle Teilnehmenden eine möglichst flexible und zeiteffektive Lösung geschaffen wurde. Diese Umstellung verlangt natürlich auch eine Reflexion der vermittelten Inhalte und eine Rückfokussierung auf die relevantesten Bestandteile der Schulungen. Mehrtägige Workshops wurden beispielsweise zu Tages-Workshops mit gestrafftem Inhalt umfunktioniert.
Durch dieses ausarbeitete Konzept trafen die virtuellen Formate schließlich auf eine hohe Akzeptanz bei den Teilnehmenden.
2. Krisenphasen zur Fortbildung nutzen
Es mag offensichtlich klingen, aber Unternehmen sollten Phasen geringerer Auslastung unbedingt gewinnbringend für Projekte wie etwa länger geplante strategische Umbauten nutzen. Geschäftsbereiche, die auch vor einer Krise rückläufig waren, werden in aller Regel in Krisenzeiten nicht besser performen. Ein strategischer Umbau erfordert stets auch neue Kompetenzen oder deren Ausbau sowie die entsprechende technische Ausrüstung. Die Akademie hat im Zuge der Umstellung ihre Trainer mit neuer Hardware wie Headsets ausgestattet, um die fehlende physische Präsenz im Klassenraum und den damit verbundenen Kontakt zu den Teilnehmenden möglichst adäquat aufzufangen.
Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit gilt es, die Herausforderungen maßgeblich mit der bestehenden Mannschaft zu bewältigen und gut integrierte Mitarbeitende zu halten. Gefragt sind in der IT dieser Tage vor allem herstellerspezifische Weiterbildungsangebote; da diese zum Teil für die Arbeit mit den entsprechenden Lösungen auch verpflichtend sind. Distributoren müssen engen Kontakt zu den Herstellern pflegen, was in Zeiten fehlender Herstellermessen und Events eine wichtige Funktion in der IT-Branche erfüllt. Davon profitieren sowohl Hersteller als auch Partner: Partner können mit zertifizierten Mitarbeitenden ihr Angebot vergrößern und Hersteller so ein konstant hohes Niveau bei der Umsetzung ihrer Lösungen garantieren.
3. Auch an den Nachwuchs denken
Doch nicht nur mit beiden Beinen bereits im Berufsleben stehende IT-Profis und solche, die es werden wollen, profitieren von der gut genutzten Zeit für Fortbildungen während der Kurzarbeit oder einer schwachen Auftragslage in manchen Firmensegmenten. Aus dem Azubi-Programm der Akademie lässt sich das Beispiel der BASYS Bartsch EDV-Systeme GmbH aus Bremen heranziehen, die einen großen Teil der theoretischen und praktischen Ausbildung ihrer Azubis ausgelagert hat. Der Ausbildungsleiter beschrieb, dass sie eine viel größere Bindung ans Unternehmen erreichen, wenn sie ihre Mitarbeitenden schon ab dem ersten Ausbildungsjahr schulen und zertifizieren lassen. Gerade jetzt ist die Unternehmensbindung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen ein Schlüsselelement zur Krisenbewältigung.
Die Unternehmen, die die Ausbildung qualifizierten Nachwuchses und die Weiterbildung ihrer bestehenden Belegschaft vorantreiben, werden langfristig zu den Gewinnern zählen und die Wirtschaft maßgeblich voranbringen. Dennoch werden Online-Events Präsenzveranstaltungen mit deren Möglichkeiten der persönlichen Interaktion nie vollständig ersetzen können. Zentral ist die Rolle eines starken Coaches, der direkt auf die einzelnen Kursteilnehmer und deren individuelle Lernbedürfnisse eingehen kann. Langfristigen Erfolg sehe ich daher in einer guten Mischung aus Online- und Präsenzformaten.
Mehr unter adn.de/akademie.