Keynote-Interview mit John Strelecky, Bestseller Autor
02.08.2019 | Linda Dommes
John Strelecky, Bestseller Autor und CEO von Aspen Light Publishing, spricht im Interview über sein Buch „Big Five for Life“. Er zeigt auf, wie wir Arbeit und Freizeit harmonisch miteinander vereinen können und spricht darüber, was eine gute Führungsperson ausmacht.
Herr Strelecky, die Person Thomas Derale verkörpert in Ihrem Buch Big Five for Life die vorbildliche Führungsperson. Welche Eigenschaften zeichnen eine gute Führungsperson aus und sind Sie einer solchen Führungskraft schon im realen Leben begegnet?
"Gute Führungskräfte haben ein klares Verständnis davon, wer sie sind und wohin sie gehen. Sie schaffen Umgebungen, in denen die Menschen um sie herum gedeihen können. - John Strelecky"
Gute Führungskräfte haben ein klares Verständnis davon, wer sie sind und wohin sie gehen. Sie schaffen Umgebungen, in denen die Menschen um sie herum gedeihen können. Sie verstehen auch die Geschäftsgrundlagen und gewährleisten mit ihren Strategien, dass ihre Organisation wirtschaftlich erfolgreich wird. Es dient niemandem, wenn großartige Unternehmenskulturen und fantastische Arbeitsumgebungen mit einem Finanzmodel verbunden sind, das zum Scheitern verurteilt ist. Schlussendlich sind gute Führungskräfte diejenigen, die Menschen nachhaltig gut behandeln -, Mitarbeiter wie auch Kunden. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen guten und schlechten Führungspersönlichkeiten.
Und das heißt nicht, dass alles immer reibungslos abläuft. Jeder, der nach einem positiven Führungsstil strebt, wird Sachen ausprobieren, die nicht gelingen, zumindest nicht auf Anhieb. Aber das ist OK. Das Wichtige ist, dass man die Situation ehrlich einschätzt um herauszufinden, was schief gegangen ist. Dann muss man entsprechend korrigieren und sicherstellen, dass gleiche Fehler in Zukunft vermieden werden.
Im Laufe meines Lebens hatte ich das Vergnügen, viele großartige Führungskräfte kennenzulernen. Ich habe die Geschichte eine dieser Führungskräfte detailliert in The Big Five for Life Continued erzählt, die Fortsetzung zu The Big Five for Life. Er betreibt eine Firma namens D.L.G.L. aus Montreal in Kanada und leistet seit mehr als dreißig Jahren eine wirklich erstaunliche Arbeit für seine Leute und seine Kunden.
Eine Ihrer Kernaussagen ist, dass man den „Zweck seiner Existenz“ finden müsse. Woher weiß ich, dass ich diesen gefunden habe?
Ich würde nicht sagen, dass man ihn finden muss. Ich würde sagen, es ist eine Möglichkeit für viele Menschen und dass diese Möglichkeit uns viele großartige Chancen im Leben eröffnet, wenn wir den Zweck unserer Existenz kennen und dabei sind, ihn zu erfüllen. Zu der Frage: Woher weiß ich, dass ich diesen gefunden habe – das hängt von der jeweiligen Person ab. Einige Leute probieren viele unterschiedliche Sachen und eine dieser Dinge inspiriert sie schließlich in einer Art und Weise wie sonst keine anderen. Andere Leute scheinen hingegen schon im Jugendalter zu wissen, zu welchem Weg sie im Leben geboren wurden.
"Je früher im Leben wir erkennen, ein sinnvolles Leben zu führen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir den Zweck unserer Existenz entdecken und leben. - John Strelecky"
Je früher im Leben wir erkennen, ein sinnvolles Leben zu führen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir den Zweck unserer Existenz entdecken und leben. Denn wenn man Kenntnis von dieser Lebenseinstellung hat und anfängt, sich mit solchen Menschen zu umgeben, die diese Lebenseinstellung teilen und ausleben und damit zur vollen Entfaltung kommen, dann sehen die Alternativen weitaus weniger interessant aus.
Es gibt diverse Seminare zu den „Big 5“. Greift auch die Arbeitswelt von heute auf Ihre „Formeln“ für ein zufriedeneres Leben zurück oder sind es vorwiegend Privatpersonen?
Im Verlauf der Jahre, haben wir viele erstaunliche Geschichten gehört, denn sowohl Privatpersonen wie auch Führungskräfte beteiligen sich an den Big Five for Life-Seminare. Es fängt immer mit den Lebensinteressen einer Person an. Dann verzweigt es sich in das, was sie beruflich tun oder was sie als Führungskraft schaffen wollen. Es ist stets eine Ehre, Menschen auf ihrem eigenen Weg zu begleiten, Ob eine Privatperson in ihrem persönlichen Leben oder ein CEO, der an sein Unternehmen denkt.
Nehmen wir konkreten Bezug auf die im Umbruch befindliche Arbeitswelt: Wie verbindet man den Zweck seiner Existenz mit der des Unternehmens? Gelingt das überhaupt in jedem Fall und was mache ich, wenn es nicht funktioniert?
Um die Verbindung herzustellen, braucht man zwei Informationen. Die erste Information ist der Zweck der Existenz des Unternehmens. Die zweite ist der Zweck der eigenen Existenz. Wenn das Unternehmen oder die Person keinen klaren „PFE“ (Purpose for Existence = Zweck der Existenz) hat dann ist es wirklich schwer eine Verbindung herzustellen. Als Privatpersonen haben wir die Kontrolle darüber, ob wir unsere PFE kennen oder nicht. Wir können dieses Bewusstsein über uns selbst und unser eigenes Leben erlangen.
Wir können auch unseren Arbeitsplatz frei wählen. Wenn wir fest an die Nachhaltigkeit und den Schutz der Umwelt glauben, dann ist die Arbeit in einer Firma, die Unmengen von Plastikmüll ins Meer leitet, schlecht. Wenn wir einen neuen Job suchen und beim Vorstellungsgespräch die PFE der Firma nicht herausbekommen und die Mitarbeiter es auch nicht artikulieren können, dann ist es vielleicht nicht der richtige Arbeitsplatz.
Das klingt vielleicht banal aber wenn Sie italienisch essen wollen, warum würden Sie in einem Fast-Food Hamburger-Restaurant essen gehen? Genauso ist es für unsere PFE. Wenn wir wissen, was wir wollen, dann sollten wir eine entsprechende Auswahl treffen.
Wie kann ich als Recruiting-Verantwortlicher sicherstellen, dass ein potenzieller neuer Mitarbeiter zu meiner Unternehmenskultur passt?
Transparente Ehrlichkeit ist eine tolle Methode. Wirklich wichtig ist, dass man den Bewerber bittet, sich ehrlich und aufrichtig über die sein Leben, seine Karriere und seine Arbeitsumgebung betreffende Bedürfnisse und Wünsche äußert. Dann muss die Firma ihrerseits auch wirklich ehrlich sein. Wenn man Menschen einstellt, die schlecht zu eigenen Organisation passen, ist es eine Verschwendung sowohl für die Organisation wie auch für den Menschen. Es ist eine schlechte Investition, die vermieden werden könnte, wenn alle gleich am Anfang ehrlich sind.
"Viele Unternehmen verwenden jetzt The Big Five for Life als Diskussionsgrundlage mit potenziellen Kandidaten. Diese Diskussion verrät der Firma viel über den Bewerber und dem Bewerber viel über die Firma – und umgekehrt. - John Strelecky"
Viele Unternehmen verwenden jetzt The Big Five for Life als Diskussionsgrundlage mit potenziellen Kandidaten. Sie fragen sie konkret nach ihren Big Five for Life und wie der Job, für den sie sich bewerben, ihnen helfen kann, diese zu erreichen. Diese Diskussion verrät der Firma viel über den Bewerber und dem Bewerber viel über die Firma – und umgekehrt.
Mit der Transformation der Arbeitswelt gehen unter anderem neue Formen der Zusammenarbeit einher. Teams arbeiten zunehmend agiler und hierarchieübergreifend zusammen. Wie kann gute Führung hier gelingen?
Es gelten die gleichen Grundsätze: Wenn die Mitarbeiter an verschiedenen Orten, über unterschiedliche Zeitzonen und Kulturen hinweg arbeiten, ist ein klar definiertes Ziel besonders wichtig. Bei traditionellen Firmen besteht die große Gefahr, dass Mitarbeiter in unterschiedlichen Abteilungen alle in unterschiedliche Richtungen rudern. In der neuen Arbeitswelt ist diese Gefahr noch größer.
Daher ist es wichtiger denn je zu gewährleisten, dass alle in dieselbe Richtung schauen und wissen, worum es geht und welchen Weg sie nehmen müssen, um die Unternehmensziele zu erfüllen.
Gelingt dies, führen andere Faktoren wie hierarchieübergreifendes Arbeiten, besserer Zugang zu Informationen und Ressourcen und auch mehr Agilität, schneller zum Erfolg und zu Fortschritten.
Die Risiken sind natürlich höher, wenn es falsch gemacht wird, doch es gibt viele Vorteile, wenn es richtig gemacht wird.
Sie sagen im Epilog zu The Big Five for Life „Furchtlosigkeit führt zu Erfolg“. Wo verläuft die Grenze zwischen gesundem Mut und gefährlichem Übermut?
Das ist auch eine Frage, bei der die Antwort stark von der Person abhängt. Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Risikotoleranz und es hängt natürlich auch von seinen Fähigkeiten ab.
Ich liebe das Wellenreiten Surfen, aber ich würde mir die über 10-Meter-hohen Wellen auf der Nordküste von Hawaii nicht zutrauen. Aber professionelle Surfer machen das umsonst, weil sie es lieben und ihre Fähigkeiten so gut sind, dass die Risiken für sie gering sind.
Man sollte sich aber bewusst machen, dass jeder Experte anfangs nichts von seinem späteren Kompetenzfeld wusset. Jeder kann sich in einen Experten verwandeln. Es braucht Mut, Handlungsbereitschaft, Mühe und Geduld, aber es ist möglich!