Entscheidungen treffen – Impulse zum Umdenken
03.08.2023 | Barbara Kolocek
Entscheidungsstärke ist eine der wichtigsten Fähigkeiten in einer dynamischen Welt. Die Arbeitswelt wird immer komplexer, Wahlfreiheiten nehmen zu – aber unser Geist liebt Vereinfachungen. Oft ist die Hauptmotivation bei einer Entscheidung, einen Fehler zu vermeiden.
Menschen entscheiden sich nicht immer für das, was sie am liebsten wollen, sondern für das, was sie am wenigsten fürchten.
Viele scheuen sich vor dem Unbekannten und der Verantwortung. In der Komfortzone ist es manchmal so gemütlich und man entscheidet sich für Altbekanntes. „Die Konfrontation mit neuen und komplizierten Dingen erfordert Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Konzentration. Das Gehirn strebt aber danach alles zu routinieren, weil es ein Energiesparprogramm ist.“
Menschen entscheiden sich meistens für das Gewohnte, weil ihr Gehirn dann keine neuen Nervenbahnen bilden muss.
Bei Entscheidungen tendieren wir oft schon früh gefühlsmäßig in eine bestimmte Richtung. Das kann gut sein, aber auch ebenso zur Selbsttäuschung führen. Wir treffen eine „innere Vorentscheidung“ aus dem Bauch heraus, aber sobald die Vorentscheidung gefallen ist, haben wir die Tendenz, vor allem die Dinge wahrzunehmen und zu interpretieren, die unsere Vorentscheidungen bestätigen. Wir neigen dazu, alles auszublenden, was unserer Vorentscheidung widerspricht, in der Fachsprache auch „Confirmation Bias“ genannt. Zur Selbsttäuschung kommt es auch dann, wenn man sich in einem Entscheidungsprozess Rat von Menschen aus dem Umfeld holt, von denen man intuitiv weiß, dass sie einen bestätigen. Deshalb wäre es gut, Einschätzungen von neutralen Personen einzubeziehen, die im eigenen Kontext keine Interessen pflegen und einen Perspektivwechsel bieten.
Es ist ebenso ein Mythos zu glauben, dass mit zunehmender Wahlfreit unsere Zufriedenheit steigt. Die Psychologin Sheena Iyengar von der Columbia University hat in einem Forschungsprojekt das Verhalten von Menschen bei ihrer Entscheidungsfindung untersucht. Die Testpersonen dürfen sich eine Schokolade aussuchen. Zur Auswahl stehen:
Testgruppe 1: 6 Sorten
Testgruppe 2: 30 Sorten
Im Anschluss beurteilen alle auf einer Skala 1-7, wie gut ihnen die Schokolade geschmeckt hat. Jeder enthält am Ende als Dank einen „5-Dollar-Gutschein“, den man bei Interesse am Ende gegen Schokolade eintauschen kann. Das Ergebnis: Teilnehmer der Testgruppe 1 brauchten für die Entscheidungsfindung nicht nur weniger Zeit, sie waren im Vergleich zur Testgruppe 2 später auch viel zufriedener mit ihrer Entscheidung. Ihre Zufriedenheit war sogar so groß, dass jeder Zweite den 5-Dollar-Gutschein im Anschluss gegen Schokolade eintauschte. In diesem Experiment zeigte sich, dass zu viele Entscheidungsalternativen die Entscheidungsfindung behindern kann und auch die Zufriedenheit beeinträchtigt.
7 Schlüsselfragen & Tipps
Nach intensiver Recherche zum Thema, habe ich sieben zentrale Schlüsselfragen zusammengefasst, die für Deinen nächsten Entscheidungsprozess nützlich sind:
- Was hält mich zurück? Was sind meine Treiber-Stopper? Höre in Dich hinein. Hinterfrage Deine eigenen Glaubenssätze und Gewohnheiten.
- Wovon will ich mich eigentlich (nicht) verabschieden? Was soll bleiben, was soll sein? Visualisiere ein Zielbild.
- Welchen Preis zahle ich, wenn ich mich dafür oder dagegen entscheide? Wäge Deine Alternativkosten ab.
- Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Entwickle Szenarien und mögliche Lösungsansätze. Frage Dich, welche Auswirkungen Deine Entscheidung in 10 Minuten/10 Monaten/10 Jahren hat.
- Was würde ich jemand anderem empfehlen, der in dieser Situation ist? Versetze Dich in eine andere Rolle und sorge für einen Perspektivwechsel.
- Was passiert, wenn ich nix tue? Eine Entscheidung hinauszuzögern oder nicht zu treffen, ist auch eine Entscheidung. Mache dir bewusst, welche Auswirkungen dieses Verhalten für dich und dein Umfeld hat.
- Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass es auf jeden Fall klappt? Welche Entscheidung müsste ich dafür fällen? Sei Idealist. Sei mutig.
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