Mitarbeiterbindung in Coronazeiten

20.05.2020 | Beate Teschner

Mitarbeiterbindung in Coronazeiten
Quelle: Pexles

Diese Krise kann ein Teambuilding-Event der Extraklasse sein oder die Arbeitsbeziehung extrem belasten. Wer jetzt gut kommuniziert, Führungsqualitäten zeigt und wertschätzend agiert, hat nach der Krise das beste Team aller Zeiten.

Kennen Sie den Klassiker unter den Teambuilding-Events, den Hochseilgarten? Im Angebot sind: Ein ungewohntes Umfeld, neue Aufgaben, die nur gemeinsam zu bewältigen sind oder gegenseitige Hilfe erfordern. Idealerweise stellen sich gemeinsame Erfolgserlebnisse ein - man kann sich halt aufeinander verlassen oder eben auch nicht. Kommunikationserfordernisse und Gruppendynamik sind immer für Überraschungen gut.

Doch eine Simulation, die auf den Zusammenhalt im Team abzielt, lässt sich nur bedingt auf den Arbeitsalltag übertragen. Daher erfüllen solche Events nicht zwangsläufig, die in sie gesetzten Erwartungen.

Aktuell kommen wir ganz ohne Simulation zu einem Teambuilding-Event der Extraklasse, denn nichts schweißt ein Team mehr zusammen als ein gemeinsamer Feind. Dieser heißt Corona bzw. Covid 19. Die gesamte Belegschaft steht vor der Herausforderung das Unternehmen und sich selbst bestmöglich durch diese besonderen und ungewissen Zeiten zu bringen.

Dabei kommt es nun auf drei Faktoren ganz besonders an:
1. Emphatische Kommunikation
2. Besonnene Führung
3. Wertschätzender Umgang

1. Empathische Kommunikation

Sprachlose Unternehmen beschädigen ihre Arbeitgebermarke, dies führt bei den Mitarbeitern zu Enttäuschung, Ohnmacht, Desorientierung und fehlender Planungssicherheit. Gute Kommunikation hingegen bietet Orientierung und vermittelt Sicherheit.

Kommunizieren Sie transparent

Sprechen Sie die Dinge an, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig, angstbehaftete Themen sind sonst wie das tote Zebra auf dem Tisch. Alle sehen es dort liegen, aber keiner spricht die offensichtliche Wahrheit aus.

Bieten Sie sicherheitsstiftende Kommunikation für Mitarbeiter im Homeoffice

Gemeinsame Calls zum Tagesbeginn und -ende geben Orientierung.

Schaffen Sie möglichst viele kommunikative Touchpoints

Nutzen Sie z.B. auch Messenger wie WhatsApp oder Slack für die Teamkommunikation. Von WhatsApp gibt es übrigens auch eine DSGVO-konforme Business Variante.

Lernen Sie gemeinsames Neues

Sammeln Sie Informationen zu aktuell relevanten Themen (Kurzarbeit, Homeoffice, Datensicherheit, virtuelle Veranstaltungsformate wie das Azubi-Speeddating …) und stellen Sie sich die Ergebnisse gegenseitig vor.

Sorgen Sie für Planungssicherheit

Planungssicherheit ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Auch wenn krisenbedingte Ereignisse unvorhersehbar sind, können Sie als Unternehmen oder Führungsperson für etwas Planungssicherheit  sorgen. Geben Sie einen Ausblick auf anstehende Abläufe und Aktivitäten, so erhält die Zukunft wieder Struktur, egal ob es sich dabei um einen Tag oder eine Woche handelt.

Tipps zu Kommunikationsanforderungen in der Krise

A. Schnell sein: Informieren Sie zügig, die Dinge ändern sich täglich oder stündlich

B. Alle Kanäle bedienen: Aushänge (in der Produktion), Intranet, Apps, e-mails, Video-Message, Corporate Podcast. Achten Sie darauf, dass Ihnen in der Kommunikationskette niemand verloren geht. Werden alle, mit den für sie wichtigen Themen, erreicht?

C. Relevanz: Nachrichten vorab prüfen um Falschinformationen zu vermeiden

D. Begonnenes  auch weitermachen: Neue Formate und Aktivitäten nicht einfach sang- und klanglos wieder abschaffen, ohne aktiv ein begründetes Ende anzukündigen.

E. Fachsprachliche Entzerrung für Laien: Medizinische, rechtliche oder militärische Fachsprache erklären: Inkubation, Quarantäne, Ausgangssperre, Alarmbereitschaft

F. Vorbereitet sein für den Krisenfall: Was ist, wenn ein Infektionsfall im Unternehmen auftritt? Notfallplan und Standardabläufe erarbeiten.

2. Besonnene Führung

Führungskräfte die jetzt aufgeregt, panisch, konfus oder gar aggressiv reagieren, sind fehl am Platz. Entsprechende Verhaltensweisen verstärken negative Auswirkungen. Das Gegenteil ist besser, reduzieren Sie Ängste und verbreiten Sie Zuversicht.

  • Sprechen Sie mit den Mitarbeitern über deren Ängste, nehmen Sie diese auch Ernst
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Strahlen Sie Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht aus. Natürlich haben Sie als Führungsperson auch keine Lösung für alle auftretenden Probleme parat. Doch wer klar und reflektiert agiert, wirkt beruhigend und vermittelt dem Team Sicherheit.
  • Zeigen Sie sich als Mensch: Sie sind ebenfalls verletzlich und ebenso betroffen, wie alle anderen auch. Werden Sie persönlich aber nicht privat.
  • Gemeinsames jammern ist kontraproduktiv, es führt zu nichts, außer mieser Stimmung und einer Problem- statt Lösungsorientierung.

3. Wertschätzender Umgang

Mitarbeiter merken sich ganz besonders, wie Arbeitgeber in Krisenzeiten mit ihnen umgehen. Die Menschen möchten jetzt noch mehr als sonst, gesehen und wahrgenommen werden. Doch so manches Unternehmen unter Druck, erweist sich als Zahnpastatube, aus der wider Erwarten, eine ekelerregende Substanz quillt. Dieser Schock, verursacht durch eine inkonsistente Arbeitgebermarke, führt spätestens wenn sich die Lage beruhigt hat, zu einer beruflichen Neuorientierung oder einer desillusionierten ninetofive Haltung. Wer auch unter Druck zu seinen Werten steht, sammelt als Arbeitgeber dicke Pluspunkte.

Sagen Sie Danke!

Kommunikativ oder mit kleinen Aufmerksamkeiten: Überraschungen, Nachrichten, Goodies oder Social Media Aktivitäten wie z.B. dem #Logistikheld

Zeigen Sie sich solidarisch

Wenn z.B. ein Infektionsfall im Unternehmen aufgetreten ist, können die Kosten für Tests aller Mitarbeiter und deren Familien übernommen werden.

Kommunizieren Sie Risikoeinschätzungen umgehend

Nach einem Infektionsfall im Unternehmen wollen alle Mitarbeiter schnell wissen, inwiefern sie betroffen sind und was als nächstes passiert. Informieren Sie über Risiken  und weitere Abläufe, wie z.B. die Durchführung einer Spezialreinigung im Büro.

Seien Sie großzügig mit Weitblick

Sollte Mitarbeitern die Arbeit ausgehen, forcieren Sie, wenn möglich, Weiterbildungsaktivitäten bei Lohnfortzahlung oder Kurzarbeitergeld. So werden Ihre Fachkräfte noch kostbarer für das Unternehmen.

Sie haben es in der Hand, ob Sie nach der Krise mit dem besten Team aller Zeiten an den Start gehen. Sorgen Sie einfach dafür, dass auch Zahnpasta drin ist, wo Zahnpasta drauf steht.

"Jede Zusammenarbeit ist schwierig, so lange den Menschen das Glück ihrer Mitmenschen gleichgültig ist." 
- Dalai Lama


Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Logistik-Initiative Hamburg

Über die Autorin

Foto von Beate Teschner

Beate Teschner ist Expertin der angewandten Unternehmenspsychologie: Nach über 20 Jahren in der Organisationsentwicklung, weiß sie wie wichtig es ist, Zusammenhänge und Auswirkungen in der Organisationn zu erkennen, sowie zwischen Ursachen und Symptomen zu unterscheiden. Ihre Expertise nutzt sie, um Unternehmen bei einer wirksamen Positionierung als attraktiver Arbeitgeber zu unterstützen. Ihr Credo: Fachkräftemangel ist eine Ausrede!

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