Wertschöpfung und Problem in Einem - Gesunde Arbeit und Social Sustainability

22.06.2023 | Bastian Schmidtbleicher, Moove GmbH

Grafik zum Highlight Topic Corporate Health
Quelle: Zukunft Personal

Kennen Sie diese Abkürzungen? BGF, BGM, AM, AS, BEM, AsiA, CSR, ESG – es sind alles feststehende Abkürzungen aus dem Bereich gesunde Arbeit und soziale Nachhaltigkeit. Eigentlich kann es niemanden wundern, dass über dem Thema Gesundheit der gleiche Fluch schwebt, wie auch über HR. Alle reden im Thema mit, obwohl es nur wenige echte Expert:innen gibt! 

Da wird Gesundheitsförderung gerne auch zu Gesundheitsfürsorge und Gesundheitsmanagement sehr gerne zu Obstkorb, Yoga und kostenlosem Wasser und überhaupt ist das ganze Gesundheitsding ja Privatsache und wenn dann auch „nur“ ein Benefit.

Es ist erstaunlich mit welcher Leichtigkeit noch immer viele Unternehmen darauf verzichten, sich intensiv mit dem größten Wertschöpfungsfaktor in Ihrer Organisation auseinanderzusetzen – den Menschen! 
Doch schauen wir einmal genauer hin und da kommen auch schon die ersten Enttäuschungen. Nein – gesunde Arbeit ist keine eigene Managementdisziplin, wäre zwar schön, stimmt aber nicht. 
Gesunde Arbeit ist auch nicht zwei Gesundheitstage im Jahr zu machen und dann eine Reduktion der Fehlzeiten zu erwarten. 

Gesunde Arbeit ist ein Teil und gleichzeitig die Voraussetzung von nachhaltigem Wirtschaften. Alle Handlungen, Planungen, Prozesse und Maßnahmen, die sich auf die Produktivität, die Leistungsfähigkeit, die Identifikation und natürlich das Wohlbefinden der Mitarbeitenden beziehen, sind auch Teil von gesunder Arbeit oder werden davon beeinflusst. 

Aber keine Sorge – gesunde Arbeit orientiert sich als erstes immer an den Unternehmenszielen, mindestens aber an der Personalstrategie und wird davon abgeleitet. Damit wirkt die professionelle Umsetzung von gesunder Arbeit auf die Arbeitgeberattraktivität, verringert die Frühfluktuation, verbessert die gesamte Retention, erleichtert das Recruiting und trägt zur Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften und der Umsetzung der ESG Kriterien im Bereich Social bei. 

Ist Ihnen aufgefallen das der Begriff Fehlzeiten hier nicht vorgekommen ist? Schon heute nutzt ein Großteil der Unternehmen gesunde Arbeit nicht mehr zur Fehlzeitenreduktion, sondern wegen den oben beschriebenen Effekten. Ich darf Sie aber alle beruhigen, Fehlzeiten kann man nach wie vor mit gesunder Arbeit reduzieren. 
Warum also wird dieses „Breitbandantibiotikum“ für die Verbesserung der Arbeit nicht flächendeckend eingesetzt? Nehmen wir die häufigsten Vorwände und Einwände und geben eine Antwort darauf: 

„Dafür haben wir kein Geld!“ Antwort: Die gesetzliche Krankenversicherung muss jedes Jahr über 242 Mio. € Präventionsgelder für gesunde Arbeit zur Verfügung stellen. Zusammen mit dem Fakt, dass die Wertbeiträge von gesunder Arbeit auf Unternehmen (Value on Investment) häufig über 200% Rendite liegen, ist das kein Argument sondern eine Schutzbehauptung. Dienstleister helfen bei der Vermittlung und der Moderation der Gespräche mit der Krankenkasse. 

„Dafür haben wir keine Zeit!“ Antwort: Eigentlich haben Sie dafür keine Kapazität, denn die aufzuwendende Zeit ist bei Einsatz von Dienstleistern sehr gering. Warum Sie Dienstleister einsetzen sollen oder outsourcen? Erstens weil Sie ja keine Zeit haben, zweitens weil Sie ja wohl auch nicht die Steuererklärung Ihres Unternehmens ohne die Expertise von Wirtschaftsprüfern machen, oder sich selber die Haare schneiden, anstatt zum Friseur zu gehen. 

„Dafür fehlt uns das Wissen!“ Antwort: Das ist der ehrlichste Einwand, den ich persönlich kenne. Natürlich können Sie und die Organisation nicht alles wissen. Wenn wir uns im IT Bereich befinden würden, wäre es vollkommen normal zu sagen, dass man von einem bestimmten Bereich etwas nicht weiß. 
Auch hier helfen Dienstleiter und vor allem Ihr eigener klarer Kopf! Lassen Sie sich immer nicht das „Was?“ oder das „Warum?“ erklären, sondern fokussieren Sie sich bei der Auswahl auf das „Wie?“. Wie wird die Herausforderung gelöst? Wie läuft die Analyse, Beratung, Umsetzung und Evaluation? Wie wird der Erfolg abgesichert? Dadurch können Sie prüfen, was für Ihre Organisation angepasst werden muss und ob der Dienstleister Sie auch als mündigen Kunden behandelt. 

Der gesamte Themenkomplex gesunde Arbeit ist gigantisch groß und spätestens mit der Umsetzung der ESG Kriterien nach CSRD und ESRS ab 2024 wird HR das Thema Social übernehmen müssen. Hier kommt nicht nur extrem viel Arbeit auf die ohnehin unterbesetzte HR Abteilung zu, sondern es schwingen auch reale Geschäftsrisiken mit. Die gute Nachricht – mit der Einführung von gesunder Arbeit bedienen Sie schon mehr als 50% der Social Kriterien. 

Ich weiß – schon wieder Abkürzungen und so weiter. Ich mache Ihnen einen Vorschlag – fragen Sie doch einfach mal eine:n Expert:in damit Sie sich auf Ihre eigene Expertise konzentrieren können. People & Culture zu gestalten, anstatt zu verwalten!
 

 

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Portrait von Bastian Schmidtbleicher

Bastian Schmidtbleicher, Geschäftsführer, MOOVE GmbH
Vordenker im Bereich Gesunde Arbeit, Wegbegleiter für Gesunde Arbeit in Unternehmen und Autor von Artikeln und Buchbeiträgen. Mein Fokus liegt auf der Gestaltung gesunder Arbeit und der Schaffung gesundheitsförderlicher Arbeitsplätze.