New Work braucht zeitgemäßes Betriebliches Gesundheitsmanagement
17.01.2020 | Ralf Aigner
Der aktuelle DAK Psychoreport zeigt, dass drei Mal mehr Arbeitnehmer wegen psychischer Probleme krankgeschrieben werden als noch vor 20 Jahren. Ein Ergebnis und eine Entwicklung, die Arbeitgeber ernst nehmen sollten. Gefragt ist eine Förderung der physischen und psychischen Gesundheit gleichermaßen und zwar mit einem Ansatz, der den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht wird. Wie das gelingt? Mit Corporate Wellness, dass das ganzheitliche Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz – und darüber hinaus – in den Mittelpunkt stellt.
Es wird Zeit für eine neue Ära des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
Körperlich und geistig fitte Mitarbeiter sind eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit Unternehmen erfolgreich sein können. Dies ist kein Geheimnis und die positiven Auswirkungen eines gesunden Teams liegen klar auf der Hand: weniger Fehltage, gesteigerte Produktivität und zufriedenere Mitarbeiter, die dem Unternehmen langfristig erhalten bleiben. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Gesundheit im Job schon lange eine zentrale Rolle spielt. Doch die Arbeitswelt hat sich radikal geändert – das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) muss es auch, um einen Nutzen und nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
New Work bringt neben vielem Positivem auch Herausforderungen mit und diese – genauso wie gesellschaftliche Entwicklungen – gilt es bei zeitgemäßer Gesundheitsförderung zu berücksichtigen:
● Vom Schreibtisch auf die Couch? Steigender Bewegungsmangel
Laut Bitkom Digital Office Index 2018 arbeitet heute rund jeder zweite Mitarbeiter (48 Prozent) sitzend am Computer. Auch über die Arbeit hinaus, fällt es gerade Berufstätigen häufig schwer, ausreichend Bewegung in ihren (Job-)Alltag zu integrieren.
● Digitaler Overload
Ob die WhatsApp-Gruppe mit Arbeitskollegen oder die E-Mail auf dem Tablet: Immer mehr Menschen sind heute fast rund um die Uhr online – schalten selten ab und sind beruflich wie privat immer erreichbar.
● Höher, schneller, weiter: Steigende Arbeitsintensität
Personalmangel ist längst Alltag in deutschen Unternehmen. Ein häufiges Resultat: Die Aufgaben, die der Einzelne erledigen muss, steigen. Jeder Vierte gibt an, dass die zu bewältigende Arbeitsmenge nicht in der dafür vorgesehenen Zeit zu erledigen ist. (DGB-Index Gute Arbeit 2019).
● Aktueller Zeitgeist: Healthy Lifestyle
Bio-Food, Yoga und genügend Schlaf gehören für immer mehr Menschen selbstverständlich zu einem gesunden Lebensstil dazu. Viele achten auf ihren Körper und rücken ihren „persönlichen Wohlfühlfaktor“ in den Fokus.
● Work-Life-Blending
In vielen Berufen macht die Digitalisierung den Job von überall und zu jeder Zeit möglich. Dies sorgt für mehr Flexibilität, so dass sich Berufs- und Privatleben häufig leichter vereinbaren lassen und die Grenzen oft fließend sind.
● Achtsamkeit liegt im Trend
Gerade im Job steht Multitasking für viele an der Tagesordnung – eine „Gegenbewegung“ ist der Achtsamkeitstrend. Das zeigt: Nicht nur Fitnessübungen zum Auspowern sorgen für Stressabbau, sondern auch Meditation.
● Raus aus der Tabuzone: Psychische Erkrankungen
Die Awareness für Krankheiten wie Burnout, Angststörungen und Depressionen ist gestiegen – ein offenerer Umgang sensibilisiert und Betroffenen kann so schnellstmöglich geholfen werden. Dass Prävention auch im Job gefragt ist, machen die Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit klar: Etwa 15 Prozent aller Fehltage sind auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Laut DAK Psychoreport verursachen Depressionen und Angststörungen die meisten Ausfalltage.
Corporate Wellness in der Praxis
Diese Entwicklungen zeigen, dass Betriebliche Gesundheitsmanagement neu gedacht werden muss. Es braucht einen Ansatz, der dem Beat von New Work gerecht wird und die ganzheitliche Gesundheit, ja vielmehr noch das ganzheitliche Wohlbefinden des Einzelnen, in den Mittelpunkt rückt. Mit folgender Checkliste integrieren HR-Experten das bedürfnisorientierte Corporate-Wellness-Konzept in Unternehmen:
✔Der erste Schritt ist eine Unternehmenskultur des Wohlbefindens zu etablieren. Dies umfasst einen wertschätzenden Umgang, offene Kommunikation auf Augenhöhe und ein Unternehmensumfeld, in dem jeder akzeptiert wird.
✔Gesundheit hört nicht an der Bürotür auf – denn eine ausgewogene Work-Life-Balance ist zu Zeiten der ständigen Erreichbarkeit und des digitalen Overloads gefragter denn je. Es muss dafür gesorgt werden, dass Mitarbeiter nach Feierabend abschalten und sich Zeit für sich nehmen können – dies gelingt beispielsweise hervorragend beim bezuschussten Massagetermin.
✔Arbeitgeber, die digitale und analoge Maßnahmen anbieten, vereinen das Beste aus beiden „Welten“. Ein stimmiges Gesamtpaket setzt sich aus Online-Angeboten, z.B. Meditations-Apps, und analogen Maßnahmen, wie z.B. eine subventionierte Fitnessstudiomitgliedschaft, zusammen und orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen.
✔Angebote, die spielerisch an die Gesundheitsförderung rangehen und alle Mitarbeiter miteinbeziehen, stärken das „Wir-Gefühl“ und erhöhen die Bereitschaft aller, daran teilzunehmen. Mit internen Team-Challenges, bei denen zum Beispiel Schritte gezählt werden, oder einem gemeinsamen Frühstück als gesunden Start in den (Arbeits-)Tag stehen der Spaß-Faktor im Vordergrund.
✔So wichtig wie ein Rückenkurs, das Spinning-Angebot oder die gemeinsame Joggingrunde nach Feierabend sind auch solche Maßnahmen, die die mentale Gesundheit fördern – wie beispielsweise ein Coaching-Kurs. Corporate Wellness verfolgt den Anspruch, Fitness, Gesundheit und Wohlbefinden des Mitarbeiters auf physischer und mentaler Ebene zu steigern.
HR-Experten, denen es gelingt, Corporate Wellness zu etablieren, „profitieren“ von einem produktiven Team, das stressresistent und weniger krank ist und sich am Arbeitsplatz und der neuen Arbeitswelt wohlfühlt – im War for Talents kann dies zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil um die besten Köpfe werden.