So gelingt nachhaltige Mitarbeiterprävention - im Interview mit Wellabe
01.09.2020 | Viviane Schlabritz
Die Bedeutung gesunder Mitarbeiter war in den letzten Monaten so groß wie nie. Wie aber gelingt mir, als Unternehmen, nachhaltige Mitarbeiterprävention? Genau das hat Viviane Schlabritz Managing Director Michael und Medical Advisor Eva von wellabe gefragt. wellabe bietet Gesundheits-Check-ups an und entwickelt auf Basis der Messwerte ein individuelles Präventionsprogramm. Welche Maßnahmen ich jetzt umsetzen sollte, ob Antikörper-Tests Sinn machen und wie ich meine Mitarbeiter langfristig gesund halte, hat lesen Sie im Gespräch mit den beiden Experten.
Warum ist Mitarbeiterprävention so wichtig?
Michael: Aus Mitarbeitersicht geht es darum die eigenen Risikofaktoren zu kennen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Das ist momentan so wichtig, wie nie. Trotz des medizinischen Fortschritts nehmen Volkskrankheiten, wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht zu. Die gute Nachricht ist aber, dass 60% von ihnen Lebensstil bedingt sind. Deswegen ist es so wichtig Faktoren, die ich selbst steuern kann, präventiv anzugehen.
Gibt es zur Zeit auch so etwas wie Gewinner?
Das Wort Gewinner suggeriert, dass die momentane Situation ein Spiel ist, dessen Ausgang planbar ist. Das ist nicht der Fall. Es ist sehr schwierig vorauszusagen, wer langfristig profitieren wird. Natürlich gibt es Unternehmen, die zufälligerweise mit ihrem Geschäftsmodell oder ihrer Branche weniger betroffen sind oder sich entsprechend angepasst haben.
„Trotz des medizinischen Fortschritts nehmen Volkskrankheiten zu““
Und aus Arbeitgebersicht?
Michael: Natürlich kann ich Präventionsmaßnahmen als Employee Benefit nutzen, um meinen Mitarbeiter attraktive Angebote machen zu können. Andererseits komme ich als Arbeitgeber damit auch meiner Fürsorgepflicht nach. Etwas Eigennutz ist natürlich auch dabei, denn ich möchte, dass meine Mitarbeiter produktiver sind und weniger ausfallen. In diesem Fall ist es aber eine Win-Win Situation – also vertretbar.
Wie wichtig ist Prävention im medizinischen Sinne?
Eva: Klassisch gesehen lässt sich Prävention in drei Kategorieren unterteilen. Auf der primären Ebene wollen wir Krankheiten gar nicht erst entstehen lassen und verhindern sie z.B. durch einen Impfstoff. Sekundäre Prävention beruft sich auf Screening Methoden, um Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Tertiär versucht man Langzeitschäden möglichst einzudämmen.
„Es gilt Prävention auf der Arbeit, wie auch zuhause zu betreiben“
Ist es also vertretbar den Präventionsgedanken in die Arbeitswelt zu integrieren?
Eva: Definitiv. Wir verbringen viel Zeit auf der Arbeit. Dabei bewegen wir uns zu wenig und ernähren uns häufig falsch. Das tückische ist, dass Volkskrankheiten nicht wehtun. Man merkt sie also oftmals erst, wenn es schon zu spät ist. Regelmäßige Check-Ups verhindern das.
Michael: Im besten Fall motiviere ich, als Arbeitgeber, meine Mitarbeiter diese Themen anzugehen. Es gilt also Mitarbeiterprävention auf der Arbeit, wie auch zuhause zu betreiben.
Wie schaffe ich es meine Mitarbeiter möglichst lange gesund zu halten?
Michael: Das wichtigste ist genau hinzuhören, Problembereiche zu identifizieren und passende Angebote zu unterbreiten. Das führt zu Verständnis und Motivation. Dabei gilt immer, dass Maßnahmen so individuell, wie möglich, umgesetzt werden sollten.
Eva: Wir möchten Mitarbeitern Lust auf Gesundheit und machen und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger dastehen.
Michael: Wir unterstützen dabei Maßnahmen langfristig zu ergreifen. Dazu gehört auch ein zweiter Check-Up, der überprüft was sich verbessert hat.
„Wir unterstützen dabei Maßnahmen langfristig zu ergreifen“
Welche Maßnahmen sollten Unternehmen aktuell ergreifen, um meine Mitarbeiter zurück aus dem Home Office zu holen?
Michael: Als Arbeitgeber sollte ich sicherstellen, dass meine Mitarbeiter ausreichend geschützt sind aber auch soziale Aspekte nicht außer Acht lassen. Sind schon alle in der Lage zurückzukehren? Stimmen die Rahmenbedingungen? Ist z.B. die Kinderversorgung sichergestellt? Letztendlich muss ich diese Entscheidung meinen Mitarbeitern überlassen.
Eva: Auch ein persönliches Gespräch mit dem Arbeitsmediziner kann hilfreich sein. Dabei kann man sein individuelles Risikoprofil ermitteln und besprechen. Natürlich sollte sich auch Arbeitsschutzmaßnahmen, wie Abstand und Masken gehalten werden.
Machen Antikörper-Tests jetzt Sinn?
Eva: Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Antikörper werden vom eigenen Immunsystem gebildet, nachdem Kontakt zu einem Erreger stattgefunden hat. Aktuell kann man aber leider noch nicht sagen, wie lange eine Immunität gegen das neuartige Corona-Virus besteht. Dazu gibt es nicht nicht genug Studien. Experten gehen aber davon aus, dass die Immunität mehrere Jahre bestehen kann.
Also, ja?
Eva: Das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Bei viel Kontakt zu großen Personengruppen, häufigen Dienstreisen oder Meetings kann es durchaus sinnvoll sein.
„Antikörpertests stillen den generellen Wissensdurst“
Was ist mit den sogenannten Schnelltests?
Eva: Davon raten wir ab! Wir haben uns ein zertifiziertes Partnerlabor gesucht. Damit treffen wir über 99% valide Aussagen. Bei Schnelltests ist die falsch-positive Rate höher außerdem lohnen sie sich preislich nicht.
Michael: Antikörpertests stillen den generellen Wissensdurst. Wir betten diesen aber immer in unseren Check-Up ein. So hat man die Gelegenheit auch auf andere Risikofaktoren zu schauen.
Was wird sich verändern?
Eva: Ich denke es wird sich definitiv ein gesteigertes Gesundheitsinteresse entwickeln und das Bedürfnis Risikofaktoren zu minimieren.
Michael: Gesundheit ist und bleibt das wertvollste Gut. Auf jeden Fall wird sich das digitale Angebot erweitern. Mitarbeiterprävention muss auch dezentral stattfinden. Dafür braucht es aber eine Basis, die könnte so ein Check-Up sein.
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