Die unsichtbare Herausforderung: Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz

Im vergangenen Jahr gab es einen regelrechten Hype um das Thema "Mental Health" – nicht zuletzt ausgelöst durch die Folgeerscheinungen der Pandemie: Die Isolation und das Fehlen von sozialer Interaktion belasteten viele von uns nachhaltig. Überall tauchten neue Ideen auf, die darauf abzielten, die mentale Gesundheit zu revolutionieren. Es wurde viel über die Auswirkungen von New Work auf die mentale Gesundheit gesprochen und mögliche Lösungswege aufgezeigt. Aber was ist mit den Menschen, die nur begrenzt von der New-Work-Bewegung betroffen sind? Es gibt zahlreiche Arbeitnehmer:innen, die keinen Bezug zu Mobile Working, Homeoffice oder Remote Work haben, aber dennoch mit mentalen Belastungen konfrontiert sind. Auch diese Zielgruppen dürfen jetzt nicht aus den Augen verloren werden. 

In unserer Beratungstätigkeit treffen wir auf Unternehmen und Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Situationen und mit ganz individuellen Bedürfnissen. Es kann keine standardisierte Lösung geben, um die mentale Gesundheit der Belegschaft zu fördern. Es ist wichtig, genau zuzuhören, die Position unseres jeweiligen Gegenübers zu verstehen und gemeinsam eine passende Lösung zu finden. Dabei geht es um eine langfristige und nachhaltige Implementierung im (Arbeits-)Alltag. Neben unseren Erfahrungen setzen wir in der Beratung auf das SQM-Modell, das der Sensibilisierung, Qualifizierung und Motivation dient. 

Es gibt verschiedene Säulen der Gesundheit – Bewegung, Ernährung, Entspannung, soziale und existenzielle Gesundheit –, die sich gegenseitig beeinflussen. Ohne eine ausgewogene Balance funktioniert das Gesundheitskonzept langfristig nicht. Zwar können sich die verschiedenen Aspekte teilweise ausgleichen, aber nur bis zu einem gewissen Maß und für einen begrenzten Zeitraum. Auch Faktoren im Arbeitsalltag, wie beispielsweise Führung, wirken sich auf die mentale Verfassung aus. Und umgekehrt beeinflusst die mentale Gesundheit entscheidende Faktoren im Arbeitsalltag. Burnout, innere Kündigung und emotionale Mitarbeiterbindung sind nur einige Stichworte, die zeigen, wie stark sich die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden auf ihre Arbeit auswirken kann. Durch das Wissen um diese Wechselwirkungen wird deutlich, dass sowohl Individuen als auch Unternehmen die mentale Gesundheit auf verschiedenen Ebenen beeinflussen können. 

Ein konkretes Beispiel dafür: Eine dauerhaft ungesunde Ernährung wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden aus und kann ein negatives emotionales Erleben verstärken. Andererseits kann eine gesunde Ernährung vorbeugend gegen Depressionen wirken. Auch Bewegung kann zur Regulierung emotionaler Zustände dienen und als mentaler Ausgleich dienen. Diese Einflüsse sind vielen Menschen aus ihrem Alltag vertraut. 

Dass aber beispielsweise auch Führung einen Einfluss auf die mentale Gesundheit hat, wird im Arbeitsalltag vieler Menschen oft vernachlässigt. Mentale Gesundheit und Gesundheit im Allgemeinen werden häufig als private Angelegenheiten betrachtet. Wenn man jedoch bedenkt, wie viel Zeit Menschen täglich am Arbeitsplatz verbringen, wird schnell klar, dass Arbeitgeber einen entscheidenden Einfluss haben können. Dessen sollten sie sich bewusst sein und aktiv die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen unterstützen. So kann das Arbeitsklima verbessert, die emotionale Mitarbeiterbindung gestärkt und der inneren Kündigung vorgebeugt werden.