Gesunder Umgang mit Krisenzeiten
29.03.2022 | Reinhild Fürstenberg
Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie und Klimakrise: Wie Führungskräfte Mitarbeitende unterstützen können, in herausfordernden Zeiten mental stabil zu bleiben
„Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht“. Der Satz der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock ging um die Welt – und viele von uns können ihn und die Sorge, die er beschreibt, nur zu gut nachempfinden. Denn der Krieg, die Corona-Pandemie und die Klimakrise belasten. Wir befinden uns irgendwo zwischen immer wieder neuer Hoffnung, dass die Zeiten endlich besser werden und uns der Frühling neuen Aufwind gibt, und dem Gefühl, dass sich eigentlich nichts ändert und wir uns selber immer wieder motivieren müssen, weiterhin mit Zuversicht durchs Leben zu gehen. Diese Stimmung wirkt sich zunehmend auch auf unseren Joballtag und damit auf ein harmonisches, produktives Arbeiten aus.
Natürlich ist es Aufgabe eines jeden Einzelnen, mit eigenen Verunsicherungen und Ängsten gut umzugehen. Aber besonders in diesen herausfordernden Zeiten sollten Unternehmen ihren Mitarbeitenden und Führungskräften zusätzlich gezielte Unterstützungsangebote machen – denn nie waren die Aufgaben für Führungskräfte komplexer und nie mussten sich Mitarbeitende schneller auf neue und vor allem unkontrollierbare Situationen einstellen. Nicht nur, dass das Pandemie-Geschehen trotz gesetzlicher Lockerungen weiterhin unsicher bleibt und die Hürde des Führens auf Distanz gemeistert werden muss, auch Sorgen und Ängste zum aktuellen, politischen Geschehen müssen aufgefangen werden. Als effektive Unterstützung hat sich die externe Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung bewährt. Sie hat zum Ziel, mentale Belastungen der Belegschaft abzufedern, denn Menschen, die gelernt haben mit Veränderungen und Unsicherheiten umzugehen, bleiben auch im Job leistungsfähiger.
Unser Fürstenberg-Expertenrat: Was können Führungskräfte jetzt tun?
Jetzt gilt: Das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade Führungskräfte sollten jetzt Vertrauen und Zuversicht ausstrahlen, den Kurs vorgeben und für ein gutes Miteinander und eine produktive Arbeitsatmosphäre sorgen.
Eine harmonische und produktive Teamarbeit ist jetzt wichtiger denn je, denn in einem gut aufgestellten und friedvollen Team fühlen wir uns motiviert, zugehörig, selbstsicher – und sind somit leistungsstärker. Wir profitieren von gegenseitiger, emotionaler Unterstützung, gehen neue, soziale Verbindungen ein und entwickeln uns persönlich wie fachlich weiter durch den Austausch mit anderen.
Konkrete Tipps:
- Gemeinsam sind wir stark: Spornen Sie Ihre Mitarbeiter*innen an, gerade jetzt gut zusammen zu arbeiten und gemeinsam einen Beitrag zu leisten, das Team und Unternehmen gut durch die Krise zu navigieren. Denn es kommt auf jede*n Einzelne*n an.
- Als Führungskraft sollten Sie proaktiv mit der aktuellen Lage umgehen und keinesfalls darüber hinwegsehen: Das Thema zum Krieg in der Ukraine ist sowieso vorhanden und Ihr Team wird es schätzen, wenn Sie es gezielt aufgreifen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Team. Setzen Sie aktuelle Themen, die belasten, z. B. auf die Tagesordnung Ihrer Teamsitzung und machen Sie eine Runde mit der Frage, was jede/n gerade am meisten in Verbindung mit dem Krieg beschäftigt. Nutzen Sie den Erfahrungsaustausch, um sich gegenseitig Tipps für den Umgang mit der Situation zu geben und ihre Gedanken und Gefühle zu teilen. Das hält zusammen und findet nachhaltige Anerkennung. Außerdem geben Sie dem Thema dadurch einen konkreten, aber auch begrenzten Platz.
- Sprechen Sie Mitarbeitende an, die sich ihren Kolleg*innen permanent wegen ihrer Sorgen bezüglich des Krieges aufdrängen. Verweisen Sie darauf, dass es wichtig ist, sich auch mit anderen Themen zu beschäftigen und dass es für den Austausch zum Krieg in der Ukraine einen Platz, z. B. im Teammeeting, gibt. In manchen Teams gibt es auch Streitereien aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Krieges. Sorgen Sie in diesem Fall für Konfliktklärung, damit die Kolleg*innen wieder gut ihrer Arbeit nachgehen können. Verschiedene Meinungen sollten dabei immer respektiert werden und nebeneinander bestehen bleiben dürfen, ohne dass man sich persönlich angreift oder abwertet.
- Denken Sie gemeinsam im Team oder auch im Unternehmen darüber nach, ob und wie Sie gezielt helfen können. Praktische Unterstützung für andere tut gut und wirkt gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins. Fördern Sie Mitarbeitende, die sich aktiv einbringen und Betroffene unterstützen, z. B. indem sie Geflüchtete bei sich zuhause aufnehmen. Soziales Engagement hat eine starke und nachhaltige Wirkung und wirkt positiv auf die Bindung zum Unternehmen.
- Behalten Sie gerade jetzt alle Ihre Mitarbeitenden gut im Blick – mentale Belastungen und Reaktionen auf die Situation können sehr unterschiedlich sein. Wenn Mitarbeitende auffällig sind, sprechen Sie diese an: Greifen Sie auch zum Hörer und rufen Sie eine/n Mitarbeitende/n an, die/der sich gerade zurückzieht.
- Empfehlen Sie Mitarbeitenden, die durch anhaltende bzw. schlimmer werdende Ängste oder durch Konzentrations- oder Schafstörungen beeinträchtigt sind, sich den Rat von Fachleuten einzuholen. Verweisen Sie auf externe Unterstützungsangebote in Ihrem Unternehmen, z.B. einer externen Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung oder anderen Angeboten und Anlaufstellen über die Personalabteilung.