Das gesunde Glück: Wie präventive Glücksstrategien unsere Gesundheit erhalten und verbessern können

19.10.2020 | Gina Schöler

Glücksprävention
Quelle: Bild von skeeze auf Pixabay

 

“Ich mach dich gesund”

Einmal kam der kleine Tiger aus dem Wald gehumpelt, konnte nicht mehr gehen, nicht mehr stehen und fiel um. (...). Sofort kam der kleine Bär gelaufen und rief: “Was ist, Tiger, bist du krank?”. “Oh ja, ich bin so krank”, rief der kleine Tiger, “ich kann fast nichts mehr bewegen.” “Halb so schlimm”, sagte der kleine Bär, “ich mach dich gesund.” (Janosch, “Ich mach dich gesund)

Wir alle kennen die Panama-Geschichte von Janosch, in welcher der kleine Tiger krank wird und sein Freund, der kleine Bär, ihn verbindet  und für ihn kocht, damit es ihm bald besser geht. Als sich der Zustand des kleinen Tigers nicht bessert, begleiten ihn seine Freunde Bär, Gans und Hase zum Krankenhaus, wo er von Doktor Brausefrosch operiert wird. Nach der Operation ist Tiger wieder gesund und er wird von all seinen Freunden nach Hause gebracht. In unserer Gesellschaft verhält es sich ähnlich wie in der Geschichte: Wenn wir erkranken, ruhen wir uns zunächst aus, werden von unseren Liebsten umsorgt und gehen, wenn wir uns nicht besser fühlen, zum Arzt oder, bei schlimmeren Geschichten, ins Krankenhaus. Unser System ist dahingehend so gut ausgebaut, dass uns geholfen wird und wir Behandlungen durch unsere Krankenkassen abrechnen können. Im Gegensatz zu anderen Ländern genießen wir also ein hohes Privileg.

Trotz der guten medizinischen Versorgung in Deutschland ist unser System nicht fehlerfrei, es darf weiter ausgebaut, mehr um Ecken gedacht und revolutioniert werden; insbesondere wenn es um gesundheitliche Prävention geht. Denn es wird viel Geld dafür ausgegeben, Krankheiten zu lindern oder zu bekämpfen; bei dieser “Reparaturmedizin” werden Symptome von Erkrankungen und deren Bewältigungen fokussiert. Im Gegenzug dazu ist es Ziel der Gesundheitsprävention, Menschen Maßnahmen an die Hand zu geben und ihnen dadurch die Möglichkeit zu bieten, ihre Gesundheit und damit auch ihre Lebensqualität zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Der integrative Ansatz der Präventivmedizin umfasst unterschiedliche Maßnahmen, die je nach Personenkreis, Lebenskontext oder aktuellem Gesundheitszustand angewendet werden können. Dazu zählen insbesondere auch Erkenntnisse aus dem Sport- und Ernährungswesen. Ein Bereich, der bislang wenig Beachtung in der Gesundheitsprävention findet, ist der des Glücks und der seelischen Gesundheit: Wie können wir sichtbarer machen und bewusst werden, dass Gesundheit ganzheitlich gesehen und verstanden wird: Es gilt nämlich, sich um Körper und Geist gleichermaßen zu kümmern. Wie könnten wir Glücksstrategien im Alltag einsetzen, um unsere mentale Gesundheit zu erhalten und zu verbessern? Wie können wir aus einem “Ich mach dich gesund.” ein “Du bleibst gesund.” machen?

Prävention im Gesundheitswesen

Wir alle wissen, dass unser Gesundheitssystem teuer ist: Sowohl die Forschung und Entwicklung als auch die Herstellung von Medikamenten kostet viel und auch die  Krankenhäuser und Arztpraxen samt ihrem Personal verursachen immense Kosten. Daneben steigen die physischen und psychischen Krankheiten in der Gesellschaft immer weiter an. Insbesondere die “Volkskrankheiten” wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weit verbreitet, sowie auch psychische Leiden wie Depression und Burnout. Das sind keine Neuigkeiten; dennoch scheinen wir dieses System zu akzeptieren und immer weiter auszudehnen, es gar anzufeuern oder darauf zu bauen? Unser Gesundheitswesen fokussiert Krankheiten und die Bewältigung von Symptomen, statt deren Vorbeugung, also deren Prävention. Dabei enthält das Wort “Gesundheitswesen” schon den Begriff der “Gesundheit” – sollten wir uns daher nicht verstärkt darum bemühen, unsere Gesundheit zu steigern beziehungsweise zu erhalten, anstatt den Schwerpunkt auf Krankheiten zu legen? Unter Beachtung der hohen Ausgaben für das Heilen von Krankheiten sind präventive Maßnahmen sicherlich ein wesentlicher Schritt, um Kosten zu reduzieren und – ein viel wichtigerer Punkt – unsere Gesellschaft gesünder zu machen. 

Bei der Präventivmedizin wird ein gesundheitskonformes Verhalten von Personen gefördert, um dadurch deren allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Es werden also Maßnahmen ergriffen, die dabei helfen, die eigene Gesundheit zu stärken – sowohl bei gesunden als auch bei erkrankten Menschen. Prävention unterscheidet sich im Allgemeinen in drei Arten: Die Primär-, die Sekundär- und die Tertiärprävention. Erstere konzentriert sich auf das Erhalten der Gesundheit und damit auf die Vorbeugung von möglichen Erkrankungen. Die Primärprävention richtet sich an gesunde Menschen und umfasst Maßnahmen der Krankheitsvorbeugung durch beispielsweise Impfungen oder Verhütung bei Geschlechtsverkehr. Dahingegen richtet sich die Sekundärprävention an Menschen, die erkrankt sind, und hilft ihnen dabei, wieder gesund zu werden. Hierbei geht es insbesondere darum, das Fortschreiten und damit das Verschlimmern einer Krankheit zu verhindern. Um kranke Zustände früh genug zu erkennen und diese anzugehen werden in der Sekundärprävention Vorsorgeuntersuchungen angewandt. Auch bei der Tertiärprävention geht es darum, die die Verschlimmerungen von Erkrankungen zu unterbinden; allerdings fokussiert diese bereits manifeste Krankheiten. Durch diese Art der Prävention sollen möglich auftretende Folgeerkrankungen und Komplikationen des Krankheitsverlaufes eliminiert werden. Im Mittelpunkt steht hierbei die Rehabilitation, die beispielsweise durch Kuren erreicht werden kann. Alle drei Arten der Vorbeugung umfassen Maßnahmen der Gesundheitsförderung, so wie Ernährung, Sport und Umgang mit Stress, die bei der Gesundheitserhaltung und -verbesserung unterstützen. Zusammenfassend richtet sich die Präventivmedizin an jeden Menschen, ganz gleich ob gesund oder bereits erkrankt, und hat das Ziel, Gesundheit zu fördern. 

Es scheint logisch, dass die Stärkung der eigenen Gesundheit und das Vorbeugen von Krankheiten besser ist als das Heilen von bereits ausgebrochenen Erkrankungen. Trotzdem hat in unserem Gesundheitssystem nach wie vor die sogenannte “Reparaturmedizin”, welche erst beim Ausbruch von Krankheiten zum Tragen kommt, die Oberhand, wohingegen die Präventionsmedizin (bislang noch) nur einen kleinen Teil einnimmt. 

Präventionsmaßnahmen – wie wir unsere Gesundheit stärken

Wenn Menschen sich aktiv um ihren Gesundheitszustand kümmern möchten, gibt es verschiedene Ansätze, die eine Basis dafür schaffen, gesünder zu leben. Ein wesentlicher Stichpunkt hierbei ist die Gesundheitsförderung, die unter anderem Ernährung, Sport und Stressreduktion umfasst. 

Wir alle wissen, dass eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung gut für uns sind und zu unserem gesundheitlichen Wohlbefinden beitragen. Wenn wir uns um unser Wohlergehen kümmern möchten, sollte es nicht darum gehen, einem spezifischen Ernährungs- oder Sportplan zu folgen, sondern vielmehr darum, mit Freude und Spaß auf sein Essen und seine Bewegung zu achten. Schauen wir uns unsere Ernährung an: Viel Obst und Gemüse sind gesund und viel Zucker und Fertiggerichte mit Inhaltsstoffen, von denen die wenigsten wissen, was genau sie bedeuten, sind ungesund; soviel steht fest. Wenn wir also in unserem Alltag die gesunden Komponenten häufig zu uns nehmen und die ungesunden weniger häufig, dann haben wir schon viel für unseren gesundheitlichen Zustand getan. Das zeigt auch das Sprichwort “an apple a day keeps the doctor away”, also “täglich einen Apfel essen und du kannst den Arzt vergessen”. Beim Thema Sport verhält es sich ähnlich: Um in Bewegung zu kommen, müssen wir uns nicht zwingend im nächsten teuren Fitnessstudio anmelden oder das perfekte Sportoutfit, wie es uns in den (sozialen) Medien präsentiert wird, besitzen, sondern wir können Bewegungen ganz leicht in den Alltag einbetten: Das kann der Spaziergang nach der Arbeit sein, die Motivation, häufiger die Treppe statt den Aufzug zu benutzen oder auch der Salsa-Kurs am Wochenende. Neben physischen Krankheiten kommen auch immer häufige psychische Erkrankrankungen vor, deren Ursache häufig Stress ist. Um Stress vorzubeugen können verschiedene Entspannungsstrategien, wie beispielsweise Yoga, autogene Übungen, Meditationsformen oder Achtsamkeitstrainings, angewandt werden. 

Glücksstrategien als Helfer in der Gesundheitsprävention

Die bekannten Maßnahmen der Gesundheitsförderung wirken sich auch dadurch positiv auf unsere Gesundheit aus, weil sie uns glücklich machen und Glück ein wesentlicher Faktor unseres Wohlbefindens ist. Auch in der Wissenschaft zeigt sich, dass Glück positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen hat: Zufriedene Menschen sind weniger krank und haben eine erhöhte Stressresistenz. Doch wie können wir unser individuelles Glück steigern? Welche Strategien gibt es, die wir im Alltag anwenden können, um glücklicher und dadurch gesünder zu leben? Die positive Psychologie kann dabei helfen, uns darauf zu fokussieren, was uns gesund erhält und nicht das zu therapieren, womit wir krank sind.

Ernährung, Bewegung und Stressreduktion als Glücksstrategien

Ernährung und Glück hängen zusammen? Aber sicher! Das erfahren wir dann, wenn wir grummelig werden, weil unser Magen knurrt. Nach einer leckeren Mahlzeit geht es uns doch gleich viel besser. Im schnelllebigen Alltag sollten wir also nicht vergessen, immer wieder unsere Grundbedürfnisse zu checken: Habe ich genügend getrunken (ja, auch ausreichend Flüssigkeit gehört zu einer gesunden Ernährung)? Knurrt mein Magen? Dann lohnt sich ein Griff zum Wasserglas und zum Kochtopf. Oft wissen wir auch, welche Getränke und Mahlzeiten uns gut tun und welche nicht: Ein deftiges Essen mit viel Fett lässt uns schwer und träge werden und wir wollen uns danach lediglich hinlegen. Leichte und ausgewogene Mahlzeiten hingehen geben uns die nötige Energie für den Tag. Und dass Wasser und Tee gesünder sind als Cola und Kaffee ist auch jedem bekannt. Pauschale Ernährungspläne und gezielte Diäten können wir also getrost beiseite legen. Vielmehr dürfen wir uns mit viel Freude und Flow mit unserem täglichen Essen auseinandersetzen, ohne dabei zu streng mit uns selbst zu sein, denn um uns gesund zu ernähren, müssen wir  nicht immer 100% geben oder uns Dogmatiken aufdiktieren. Wenn wir Spaß dabei haben, unser Essen zuzubereiten, ohne mit einem zu großen Zeigefinger an die Thematik der Ernährung ranzugehen, entwickeln wir automatisch ein Gefühl dafür, was uns gut tut und was nicht. Dabei darf natürlich die Lieblingssüßigkeit im Alltag natürlich nicht fehlen - Schokolade beispielsweise schmeckt uns allen gut und stimuliert zusätzlich Glückshormone ;)

Auch ausreichend Bewegung macht uns glücklich und steigert unser Wohlbefinden: Wenn mal wieder der Schädel dröhnt und der Nacken spannt, sind wir auf unserem Glücksbarometer mit großer Wahrscheinlichkeit auf einer der unteren Stufen angesiedelt. Wie bekommen wir diese Anspannung gut weg? Genau! Indem wir uns etwas bewegen. Also nichts wie raus an die frische Luft, einen Fuß vor den anderen setzen und wahrnehmen, wie sich die angestaute Anspannung Schritt für Schritt löst. Da wir uns in Gesellschaft wohlfühlen, können wir unsere Bewegungen im Alltag auch als soziale Aktivität gestalten. Wie wäre es mit Tennisspielen mit Kollegen, Radtour mit Freunden oder Salsakurs mit dem Partner? Die gemeinsame Bewegung macht gleich viel mehr Spaß – gesteigerte Fitness inklusive. 

Neben viel Bewegung ist es auch wichtig, Phasen des Nichtstuns und der Entspannung in den Alltag zu integrieren. Diese sind wichtig, um unsere Kraftreserven aufzutanken und dadurch unser Wohlbefinden zu stärken. Die Natur macht es uns vor: alles ist in Balance, auf Ebbe folgt die Flut, auf Sommer der Winter und auf Tag die Nacht. Genauso brauchen auch wir einen ausgeglichenen Alltag, der durch Phasen des Aktivseins und Phasen der Entspannung geprägt ist. Entspannung gleicht unseren Stresshaushalt aus und ist daher wichtig für unsere Gesundheit. Dies lässt sich durch ganz verschiedene Formen erreichen: Sich einfach mal einen längeren Schlaf oder auch einfach ein Power Nap gönnen, ein warmes Bad nehmen oder in die Sauna gehen, den Terminkalender ausmisten und sich gezielte “Me-Time” eintragen. 

“Was macht uns glücklich?”

Neben den Maßnahmen, die Ernährung, Bewegung und Stressreduktion umfassen, um unser Glück uns somit auch unsere Gesundheit zu steigern, gibt es noch unzählige weitere Ansätze und jeder kann und darf für sich eigene entwickeln und in den Alltag integrieren. Bei den Glücksstrategien geht es in erster Linie darum, sich folgendes zu fragen: “Was macht mich glücklich?”. Mag ich Spaziergänge im Wald? Nichts wie ab nach draußen am Wochenende oder im Feierabend! Bin ich gerne von anderen Menschen umgeben? Lade Freunde zum Abendessen zu dir ein! Brauche ich ab und an eine längere Auszeit für mich? Wie wäre es mit einem Wellness-Wochenende nur für dich? Die Liste lässt sich unendlich weiter fortsetzen, da Glück subjektiv ist und es jeder individuell definiert. Die Frage “Was macht mich glücklich?” hilft dabei, für sich eigene Strategien zu entwickeln. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die Frage für sich zu beantworten. Zum Glück – im wahrsten Sinne des Wortes – gibt es auch viele Strategien, die für eine breite Masse von Menschen gelten und die auf die Frage zurückzuführen sind: “Was macht uns glücklich?”

So sind es beispielsweise kleine Gesten der Wertschätzung und der Verbundenheiten im Alltag, die unsere Glückshormone freisetzen. Ein authentisches Dankeschön, eine feste Umarmung oder ein nettes Gespräch sind ein paar wenige Gesten, die uns und andere glücklich machen. Darüber hinaus kann Dankbarkeit unsere Zufriedenheit steigern: Gerade wenn es uns einmal nicht gut geht, hilft es, sich darauf zu konzentrieren, für was wir im Leben dankbar sind. Durch den Perspektivwechsel auf die positiven Seiten des Lebens und die Fokussierung auf jene Dinge und Menschen, für die wir dankbar sind, kann unser Glücksempfinden gesteigert werden. Eine weitere Möglichkeit, das Glücksbarometer steigen zu lassen ist, sich mit Kindern und/oder Tieren zu umgeben. Beim Beobachten von Kindern fällt schnell auf, dass die Kleinen unter uns spielerisch und leicht durch die Welt gehen. Ohne sich Sorgen zu machen leben sie voller Intuition den Moment. Von der Begeisterungsfähigkeit und Neugierde der Kinder können wir uns eine große Portion abschneiden – gesteigertes Wohlbefinden garantiert. Nicht nur Kinder, auch Tiere haben eine große Wirkung auf uns: Studien belegen, dass Haustiere das Leben von Menschen verlängern und Krankheiten vermindern können. Wenn man selbst kein Haustier hat, kann man sich vielleicht ab und an um die Nachbarskatze kümmern oder einen Hund aus dem Tierheim ausführen. Insgesamt lässt sich sagen, dass wir, wenn wir mit Kindern und auch mit Tieren zusammen sind, uns auf den gegenwärtigen Augenblick konzentrieren: Wir vergessen die Zeit, unsere To Dos und sind voll und ganz mit Spielen, Streicheln und Toben beschäftigt – ein wunderbares Gefühl, das unsere Zufriedenheit steigern lässt. Warum ist es noch wichtig, dass wir uns mit Kindern und Tieren umgeben? Richtig! Sie bringen uns zum Lachen! Wir lachen selten so viel, als wenn wir mit Kindern rumalbern und mit Tieren toben. Und Lachen steht im Kurs der Gesundheitsprävention ganz vorne: Wenn wir in Gelächter ausbrechen,  werden ganz viele Glückshormone freigesetzt, die mit Sicherheit unser Wohlbefinden steigern. Keine Kinder oder Tiere in nächster Umgebung? Wie wäre es dann mit dem Besuch in einer Comedyshow, einem Lach-Yoga-Kurs (ja, so etwas gibt es), Clown-Seminare (ja, auch diese gibt es) oder einfach damit, mit Freunden einen witzigen Abend zu verbringen. Zum Lachen gehört nebenbei auch das “über-sich-selbst-lachen” dazu. Über den Bordstein gestolpert und hingefallen? Eine Aufgabe missverstanden und falsch ausgeführt? Bei dem Vortrag verhaspelt? Anstatt in Scham und Demut zu versinken, hilft es in solchen Situationen über sich selbst zu lachen – und oft steckt man andere dabei noch an. Sich selbst und das Leben nicht todernst nehmen und somit Ehrlichkeit, Authentizität und Menschlichkeit vorleben kann Wunder bewirken! Die benannten Glücksstrategien sind vor allem auf die Primärprävention angelegt, können aber auch auf die Sekundär- und Tertiärprävention angewandt werden. Wenn bereits eine Krankheit ausgebrochen ist, gilt es das Voranschreiten dieser zu verhindern. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Entspannung sind natürlich dann von hoher Wichtigkeit, um wieder gesund zu werden. Und gerade für kranke Menschen spielt Glück eine ungemein wichtige Rolle. Gesten der Wertschätzung und Dankbarkeit stärken das Wohlbefinden von Kranken. Außerdem ist bewiesen, dass der Besuch von Kindern und Tieren in Krankenhäusern zu Verbesserungen von Krankheiten führen kann. 

Präventivmedizin funktioniert nur dann, wenn der Einzelne Maßnahmen umsetzt. Manchmal scheint es einfacher, Tabletten zu schlucken und auf Besserung zu warten und zu hoffen, als sich selbst um die eigene Gesundheit zu kümmern. Dabei kann es so leicht sein - mit den Strategien wie oben beschrieben. Lasst uns das Gesundheitssystem im wahrsten Sinne des Wortes nutzen und es nicht zu einem Krankheitssystem verkommen lassen. Lasst uns selbst aktiv werden und schauen, welche Strategien uns dabei helfen gesund zu bleiben beziehungsweise zu werden. Alles in allem brauchen wir Gesundheit nicht als etwas Riesiges, Unerreichbares ansehen, sondern als etwas, das wir auch viel selbst in der Hand haben. Wenn wir uns das Ziel, nämlich unser Wohlergehen zu erhalten und zu steigern vor Auge führen, dann können wir selbst aktiv daran arbeiten; mit leckerem, gesunden Essen, freudiger Bewegung, entspannten Momenten und einer Extraportion Glück. Und die gute Nachricht ist: jeder kann in kleinen Schritten bei sich selbst anfangen, ohne andere zu belehren, sondern vielmehr mit positiven Beispiel voranzugehen. Durch das Vorzeigen ohne Zeigefinger wird ein Dominoeffekt in Gang gesetzt, der mit Sicherheit gute Gefühle in Gang setzt und uns alle glücklicher und gesünder werden lässt. 

Prävention in Unternehmen

Glück hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und auf die Leistung von Menschen. Wer zufrieden ist, ist zugleich gesünder, engagierter und stressresistenter. Somit spielt auch für Unternehmen das körperliche und auch das seelische Wohl ihrer Mitarbeiter eine wesentliche Rolle, denn kranke Mitarbeiter können nicht effizient arbeiten und verursachen hohe Kosten für Firmen. Bei einer verantwortungsvollen Unternehmensführung geht es darum, sich präventiv dem Wohl seiner Mitarbeiter, wie deren Gesundheit am Arbeitsplatz, anzunehmen. Gerade im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements, das oft auch verstaubt scheint und alte Ansätze verfolgt, ist es wichtig, mehr um Ecken zu denken, zu experimentieren und zusammen mit den Mitarbeitern in einen Austausch zu treten. 

Wie können Unternehmen Glücksstrategien in den Arbeitsalltag einbauen? Zunächst ist ein wertschätzendes Miteinander die Grundlage für mehr Wohlergehen. Dies lässt sich oft durch kleine Gesten der Menschlichkeit erreichen: das aufrichtiges Dankeschön für getane Arbeit, das Fokussieren auf Stärken der Mitarbeiter statt auf ihre Schwächen, die offene Kommunikation, auch über Tabu-Themen wie Burnout, welche eine Kultur des Vertrauens schafft. Wichtig ist auch hier, dass Unternehmen nicht mit erhobenem Zeigefinger den Mitarbeitern einen gesunden Lebensstil aufdiktieren, sondern vielmehr eine kreative Gesundheitsrevolution ankurbeln. Wie kann solch eine Revolution aussehen? Arbeitgeber können durch Nudges (englisch: sanfter Schubser) ihre Mitarbeiter in eine richtige Richtung “schubsen” und dahingehend beeinflussen, dass der Zugang zu gesünderen Lebensmitteln leicht gemacht wird, wohingegen sich für ungesündere Alternativen aktiv entschieden werden muss. Nudges geben somit Anreize, sodass Menschen verbesserte Entscheidungen treffen, die ihr individuelles Wohlbefinden und ihre allgemeine Lebensqualität verbessern. Ein Beispiel dafür wäre, dass es in Kantinen jeden Tag gesunde Beilagen, wie Gemüse, gibt, und dass ungesunde Beilagen, wie Pommes, nur auf Anfrage erhältlich sind. Darüber hinaus kann geschicktes Platzieren von Lebensmitteln einen gesunden Ernährungsstil hervorrufen, also dass beispielsweise in der Dessertabteilung der Obstsalat vor dem Vanillepudding platziert wird. In Punkto Bewegung können Firmen verschiedene Sportkurse anbieten, bei denen man nicht nur Kalorien verbrennt, sondern auch weitere Kollegen kennenlernen kann. Wie wäre es außerdem mit einem gemeinsamen Sportevent, an dem mehrere Abteilungen teilnehmen? Oder einer Plakataktion, die zeigt, wie das obere Management mit dem rad zur Arbeit fährt. Genauso verhält es sich mit dem Thema Stress: Nicht darüber zu sprechen ist sicherlich kein “gesunder” Weg. Unternehmen sollten vielmehr durch angebotene Dialoge oder Workshops darüber informieren und Stressbewältigungsprogramme anbieten, die ihre Mitarbeiter wahrnehmen können. Auch hier gilt die Devise: Lieber vormachen, als Zeigefinger heben! Und mal ehrlich: Wären kleine Schmunzler nicht inklusive, wenn man den Chef im Yoga Kurs in der Herabschauenden-Hund-Haltung antrifft?
 

“Du bleibst gesund”

So wie der kleine Bär dem kleinen Tiger in der Krankheitsphase bei Seite steht, so bauen auch wir auf Freunde und Familie, die sich um uns kümmern, wenn es uns nicht gut geht. Durch die Fürsorge unserer Liebsten geht es uns oftmals gleich schon besser, sei es, dass sie uns Bouillon kochen, wie bei Janosch, uns warm in eine Decke einpacken, oder einfach nur nachfragen und da sind. Diese Unterstützung ist wichtig und hilft uns bei unserem Genesungsprozess. Ein kurzes Innehalten und sich fragen, wem man denn aktuell zur Seite stehen, jemanden pflegen oder helfen kann, lohnt sich also, nicht nur für die allgemeine Gesundheit, sondern auch für unser Glück! Das Schöne ist, dass wir aber auch selbst viel für unsere Gesundheit tun können, ganz gleich, in welchem Zustand wir uns gerade befinden. Ernährung, Sport und Stressreduktion gepaart mit positiven Gedanken, einer zukunftsgewandten Lebenseinstellung und unzähligen weiteren mentalen und körperlichen Strategien helfen uns dabei, uns darauf zu konzentrieren, was uns gesund hält – und glücklich macht.

 


Quellen: 

https://www.aok-bv.de/hintergrund/dossier/praevention/index_17699.html

https://www.dgnp.de/wir-ueber-uns/definition-der-praeventionsmedizin.html 

https://www.beobachter.ch/familie/haustiere/haustiere-gluck-auf-vier-pfoten 

Über die Autorin

Gina Schöler, Glücksministerin
Gina leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ und ruft mit bunten Aktionen und Angeboten dazu auf, das Bruttonationalglück zu steigern. Mit bunten Aktionen und Angeboten wie Workshops und Vorträgen regt sie alltagsnah, auf Augenhöhe und mit viel Spaß zum Umdenken an: Wie wollen wir leben und arbeiten? Was macht uns dabei glücklich?

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